Dormagen BMS setzt 25 Tonnen schweren Reaktor ein

Dormagen · Die 15 Millionen Euro teure Anlage im Chempark zur Verwertung von Kohlendioxid für die Kunststoffherstellung nimmt Gestalt an.

 25 Tonnen wiegt der Reaktor an der CO2-Produktionsstraße.

25 Tonnen wiegt der Reaktor an der CO2-Produktionsstraße.

Foto: BMS

Schlagzeilen machte Bayer MaterialScience in dieser Woche mit seinem neuen Namen Covestro, unter dem das Unternehmen ab 1. September dieses Jahres firmieren wird und spätestens Mitte 2016 an die Börse gehen will. Unterdessen hat sich jedoch auch im operativen Geschäft Wichtiges getan: Der Bau der neuen Produktionsstraße im Chempark Dormagen, in der BMS/Covestro ab 2016 das klimaschädliche Abfallprodukt Kohlendioxid (CO2) als neuen Rohstoff in der Kunststoffherstellung verwenden möchte, ist einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Gerade ist das Herzstück der Anlage eingesetzt worden: ein 25 Tonnen schwerer Reaktor.

Die Installation war ein Kraftakt im wahrsten Sinne des Wortes. "Fünf Elefanten am Drahtseil" - so beschreibt BMS-Sprecher Stefan Paul Mechnig bildhaft die Positionierung des gewichtigen Riesen-Teils, für die ein großer Kran mit acht Achsen, einem turmhohen 50-Meter-Ausleger und einer Traglast von bis zu 500 Tonnen zum Einsatz kommen musste. Ebenfalls aufwendig: Das Dach des Produktionsgebäudes im Chempark, in dem die neue Anlage untergebracht wird, musste geöffnet werden, um den 25-Tonnen-Kessel an Ort und Stelle zu heben.

Der Reaktor musste in eine Einfassung aus Stahl dirigiert werden, die in der Woche zuvor vorbereitet worden war. Gesamtprojektleiter Karsten Malsch stellte nach der erfolgreich abgelaufenen Prozedur erfreut fest: "Wir liegen optimal im Zeitplan." Bis Mitte Juni soll ein Großteil der weiteren Apparate für die neue Produktionsstraße montiert sein, im Herbst folgt noch ein Kohlendioxid-Tank. "Damit geht die Montage der Produktionsstraße in die Zielgerade", teilt BMS-Sprecher Mechnig mit.

"Wenn alles weiter so glatt läuft, ist die Anlage Anfang kommenden Jahres betriebsbereit", prognostiziert Karsten Malsch. Der Bau hätte dann gut ein Jahr gedauert. 15 Millionen Euro investiert BMS/Covestro in das Projekt, mit dem die Kunststoffproduktion des Unternehmens ebenso gestärkt werden soll wie der Standort Dormagen. Vorteil für Unternehmen und Umwelt: Mit der Anlage kann viel teures und knapper werdendes Erdöl gespart werden, weil es durch das Kohlendioxid ersetzt wird.

An der Entwicklung des Verfahrens, mit dem das Abfallprodukt Kohlendioxid sinnvoll für die Kunststoffherstellung genutzt werden kann, waren Forscher der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen entscheidend beteiligt. Die Wissenschaftler aus dem CAT Catalytic Center fanden einen Katalysator, der das chemisch träge Kohlendioxid effizient zur Reaktion mit anderen Substanzen bringt. Kohlendioxid kann nun zur Produktion der 5000 Tonnen Polyol verwendet werden, die als "Jahres-Ausstoß" aus der neuen Anlage veranschlagt werden.

Polyol wird zur Produktion von Polyurethan-Schaumstoffen gebraucht und besteht zu etwa 20 Prozent aus Kohlendioxid. Die Schaumstoffe kommen u.a. in Matratzen und Autositzen vor, werden als Gebäudedämmung und in Kühlgeräten verwendet. BMS/Covestro will den Kohlendioxid-Anteil in seinen Produkten perspektivisch weiter erhöhen.

(NGZ)
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