Dormagen Buchhändler will dem Kneipensterben trotzen

Dormagen · Am 30. September ist Schluss. Dann wird Beatrix Gladbach den Zapfhahn abdrehen, die Türe abschließen und nach Hause gehen. Dann ist "Haus Gladbach" nach 46 Jahren Geschichte. Mit der Folge, dass es in Delhoven keine Gaststätte mehr gibt. Beatrix Gladbach, Chefin des Familienbetriebs, spricht von "wirtschaftlicher Insolvenz".

Die Situation der klassischen Gaststätten-Gastronomie ist schwierig. Das weiß niemand besser als der Interessensverband Dehoga, deren regionaler Sitz in Neuss ist. Sprecher Thomas Kolarec sieht in den veränderten Lebensgewohnheiten und den Erwartungshaltungen der Menschen einen wesentlichen Grund für das Kneipensterben. "Früher traf man sich in einem Viertel oder im Dorf in der Kneipe zum geselligen Beisammensein. Das braucht man heutzutage nicht. Der soziale Stellenwert der Kneipe ist stark rückläufig." Klar ist, so der Dehoga-Sprecher, dass sich Gastronome auf Änderungen im Markt einstellen müssen. "Optimal wäre: Entwicklungen schon erahnen."

Jorgos Flambouraris will mit der Zeit gehen. Der 53 Jahre alte Buchhändler ist nicht nur in Sachen Literatur ein Profi, sondern auch erfahren beim Thema Veranstaltungen und Catering. Anfang des Jahres hatte er versucht, sein Konzept im leer stehenden Ladenlokal neben dem Historischen Rathaus zu verwirklichen. Das klappte nicht, "weil der Kostenfaktor eine wichtige Rolle spielte", so Flambouraris. Er will seine Idee jetzt im "Pink Panther" an der Ecke Kölner Straße/Höhenberg umsetzen. "Dormagen hat Potenzial", sagt er. "Ich stelle mir eine Location vor, in der Dormagener bei einem Glas Wein oder Bier in einer ruhigen Atmosphäre einen netten Abend verbringen können."

Event-Gastronomie deswegen, weil dort Konzerte (wie bisher) und weitere kulturelle Veranstaltungen, Kleinkunst angeboten werden sollen. 150 Stehplätze bei Konzerten gibt es, etwa 60 an Tischen. Flambouraris weiß um die Schwierigkeit der etwas abseits liegenden Kneipe: "Die Lage ist nicht die beste, die Gäste müssen gezielt zu uns kommen." Das Risiko geht er mit der Übernahme des Lokals ein. Der bisherige Pink Panther-Chef Kyriakos "Uli" Selalmatzidis (59) betreibt das Lokal seit 1987 und wird Flambouraris unterstützen. Anfang Januar soll es das neue "PP" geben. Dafür wird Flambouraris, der an Wochenenden auch selbst hinter der Theke stehen will, eine größere fünfstellige Summe investieren. Das ist auch nötig, um den Charme der 1980er Jahre zu vertreiben und dem Lokal mehr Modernität einzuhauchen. Klar ist, dass das Lokal weiterhin die Dart-Hochburg von Dormagen bleiben wird. Ebenso, dass es Außengastronomie geben wird, ein knapp 30 Quadratmeter großer Bereich ist bereits vorhanden.

(schum)
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