Ralf H. Nennhaus "Chefarzt-Diskussion war nicht hilfreich"

Dormagen · Obwohl er noch bis 2023 Vertrag hatte, wechselte er am 1. Oktober als Klinik-Geschäftsführer nach Moers. Jetzt spricht der langjährige Kreiskrankenhaus-Chef über seine Gründe und über die Zukunft der Krankenhaus-Landschaft im Rhein-Kreis.

 Ralf H. Nennhaus hatte am Dienstag seinen ersten Arbeitstag in Moers. Zu "seinen" Kreiskrankenhäusern hat er immer noch eine enge Bindung.

Ralf H. Nennhaus hatte am Dienstag seinen ersten Arbeitstag in Moers. Zu "seinen" Kreiskrankenhäusern hat er immer noch eine enge Bindung.

Foto: Archivfoto. Ati

Herr Nennhaus, Sie hatten am Dienstag Ihren ersten Arbeitstag in Moers. Wie ist Ihr erster Eindruck von der St.-Josef-Krankenhaus-GmbH, dessen Geschäftsführer Sie sind?

Ralf H. Nennhaus Das St.-Josef-Krankenhaus ist ein gut geführtes Haus, stark bei Themen Altersmedizin und Altenpflege, gut aufgestellt bei Palliativmedizin und Hospizplätzen. Diese Themen werden in unserer immer älter werdenden Gesellschaft noch weiter an Bedeutung gewinnen. Daher möchte ich diesen Schwerpunkt weiter ausbauen. Ich möchte den Blick aber auch auf den Anfang des Lebens lenken und als babyfreundliches Krankenhaus weiter einen starken Fokus auf die Geburtshilfe richten. In allen Fachabteilungen haben wir uns auf demente Patienten einzustellen, die mit ihren Krankheiten zu uns kommen.

In Moers begleitet Sie Ihr Vorgänger Heinrich Röwer, der 33 Jahre lang die Geschicke der Krankenhausgesellschaft geleitet hatte und nun in Ruhestand geht. Was sind die Vorteile eines nahtlosen Übergangs?

Nennhaus Dadurch erhalte ich schnell wichtige Einblicke. Ich will zunächst das fortführen, was Röwer vorbereitet hat, wie die Errichtung eines 15 Millionen Euro teuren Anbaus mit Patientenzimmern, Untersuchungs- und Ärzteräumen.

Ihr Abschied von den Rhein-Kreis-Neuss-Kliniken ging schneller als erwartet vonstatten. Waren Sie überrascht darüber?

Nennhaus Ja, das war so nicht geplant. Aber dann habe ich mich mit Landrat Hans-Jürgen Petrauschke auf einen Auflösungsvertrag geeinigt, um einen glatten Schnitt zu ermöglichen.

Wie lange wäre Ihr Vertrag noch gelaufen?

Nennhaus Den hatten wir erst 2015 für acht Jahre - bis 2023 - verlängert.

Warum haben Sie dann gekündigt, um den Job in Moers anzunehmen?

Nennhaus Es gab keinen direkten Anlass, sondern tatsächlich die berühmten unterschiedlichen Auffassungen, die mich daran zweifeln ließen, meine Vorstellungen weiter in Dormagen und Grevenbroich verwirklichen zu können. Da kam das Angebot aus Moers, die einen Nachfolger für Geschäftsführer Röwer suchten, gerade richtig. Aber ich hänge immer noch mit dem Herzen an den Häusern, den Mitarbeitern.

Die Rhein-Kreis Neuss-Kliniken sollen eine GmbH werden. Wie sehen Sie die Chancen für die beiden Standorte, auf dem Gesundheitsmarkt zu bestehen?

Nennhaus Beide Kliniken müssen als Standort bestehen bleiben, um die Gesundheitsversorgung in Dormagen und Grevenbroich sicherzustellen. Daran habe ich auch gar keinen Zweifel. Mit dem Interims-Geschäftsführer Sigurd Rüsken, dem ehemaligen Geschäftsführer des Lukaskrankenhauses in Neuss, mit dem ich immer gut zusammengearbeitet habe, ist ein ausgewiesener Experte dabei, die beiden Häuser auf Sparziele zu durchforsten und für die Zukunft richtungsweisend aufzustellen.

Sieht denn die finanzielle Lage für die Kliniken so düster aus?

Nennhaus In Dormagen kommt das Minus durch den Aufbau einer Abteilung und für Leistungsausweitung, für die Personal eingestellt wurde - sind die Projekte nicht erfolgreich, kann der Einsatz zurückgefahren werden. Laufen sie, dann stimmen auch die Zahlen. Die 1,5 Millionen Euro Rückstellungen, die 2015 gebildet wurden, sind für den Fall, dass Kostenträger Rückforderungen stellen.

Halten Sie eine Fusion der beiden Kreiskrankenhäusern mit dem "Lukas" für wahrscheinlich?

Nennhaus Das weiß ich heute nicht. Ich bin aber der Überzeugung, dass es eine viel weitergehende Zusammenarbeit mit Schwerpunktbildung als bisher geben wird. So könnte ein Modell aussehen, dass zum Beispiel in der HNO kleinere Eingriffe in Dormagen gemacht werden, für größere Operationen könnten die Patienten nach Neuss verlegt werden. Das würde Synergien bringen, ohne einen Standort zu schwächen. Für die Bevölkerung wäre dennoch das Wichtigste vor Ort vorhanden.

Einige Dormagener und Grevenbroicher machen sich Sorgen um die Standorterhaltung...

Nennhaus Es ist schön, wenn Politik, Ärzteschaft, Patienten - die ganze Gesellschaft - dem Krankenhaus die Treue hält und auch im Krankheitsfall dorthin geht, wie es in Dormagen auch passiert. In Grevenbroich ist das nicht ganz so der Fall, da weichen Patienten auf Kliniken in Mönchengladbach oder weiter entfernt aus. Geschadet hat dem Krankenhaus St. Elisabeth sicher auch der öffentlich ausgetragene Streit um den angeblich verlorenen Chefarzt für die Geburtshilfe. Diese vom früheren ärztlichen Direktor Professor Willmen vehement geführte Diskussion war nicht gut.

CARINA WERNIG FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort