Dormagen Csárdásfürstin auf Freilichtbühne

Dormagen · Aufführung der Neue Operette Düsseldorf übte besonderen Sog aus.

Es ist gute Tradition, dass die Neue Operette Düsseldorf auf Einladung des Heimat- und Verkehrsvereins der Stadt Zons auf der Freilichtbühne gastiert. Dieses Jahr entzückte man das zahlreiche Publikum mit Emmerich Kálmáns Csárdásfürstin.

Operetten stehen im Ruf, aus der Zeit gefallen zu sein. Sie seien Ausdruck einer dekadenten Realitätsflucht. Insbesondere, wenn sie ohne doppelten Boden ganz traditionell inszeniert werden - wie in diesem Fall durch Polonca Olszak. Der, in ihnen liegende, Eskapismus jedoch passt viel besser in unsere Zeit, als man denken würde. Die mit Edelrost überzogene Nostalgie gepaart mit teils skurriler Überzeichnung übt einen besonderen Sog aus.

Die Csárdásfürstin gehört gewiss zu den wohl heute noch beliebtesten Werken dieser Gattung. Entstanden - im Krieg - Mitte der Zehner Jahre des 20. Jahrhunderts ist sie voller Sehnsucht nach den Problemchen der guten alten Zeit. Auf den Punkt: Adel versus Showbusiness und dabei alles schön durchmischt. Musikalisch wartet Kálmán mit allem auf, was der Zeitgeschmack so hergab, doch seine Gassenhauer unterscheiden sich durch ihre durchweg hohe Qualität von zahllosen anderen Massenprodukten der sogenannten "silbernen Operettenära". Jene Qualität transportieren die Macher der Neuen Operette Düsseldorf einerseits durch ansehnliche Ensembleleistungen, sowohl vom Orchester unter Bernd Peter Fugelsang, als auch vom Ballett unter Claudia Ernst. Fugelsangs Dirigat zeichnete mit Charme, wenngleich es hin und wieder etwas legerer zuging: so wie beim sympathischen Chor. Anderseits lebte die Aufführung aber vornehmlich von einer gelungenen Auswahl der Solisten, unter ihnen besonders hervorzuheben, Sabine Laubach als Sylva, in jeder Hinsicht Operettenkönigin schlechthin, mit ihrer perfekt passenden ins markante neigenden Stimmkunst und Martin Schmidt als Edwin. Er kommt nicht genuin aus dem Operettenfach, doch überzeugte mit warmer Sprech-, wie auch Singstimme. Schauspielerisch überragend Alexander Janacek als Boni und Lothar Maier als Fürst Weylersheim.

(NGZ)
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