Dormagen Das "Berufs-Abitur" soll Bildungsweg der Zukunft werden

Dormagen · Den Auszubildenden in der Akademie für Augenoptik und Optometrie ist spätestens gestern bewusst geworden, in welcher Umgebung sie lernen und arbeiten: Als eine "Vorzeige-Einrichtung" bezeichnete Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, gestern das Haus und sprach von einem "privilegierten Arbeiten".

 Von links: Hans Peter Wollseifer, Johanna Wanka, Hermann Gröhe sowie Gastgeber Günther Neukirchen vom ZVA-Bildungszentrum.

Von links: Hans Peter Wollseifer, Johanna Wanka, Hermann Gröhe sowie Gastgeber Günther Neukirchen vom ZVA-Bildungszentrum.

Foto: Lothar Berns

Gleichwohl entspann sich ein intensives Gespräch, in das später auch die rund hundert Gäste miteinbezogen wurden. Eingangs hatte Gesundheitsminister Hermann Gröhe auf das "enorme Entwicklungspotenzial der dualen Ausbildung" hingewiesen, es sei ein "Erfolgsmodell für die deutsche Wirtschaft". Seine Forderung nach einer "Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Ausbildung" zog sich dann auch wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. Wanka wies zwar auf die 104 Ausbildungsplätze, die im Durchschnitt auf hundert junge Leute entfielen, sprach aber auch von "großen regionalen Unterschieden. Das regelt nicht der Markt, wir müssen für mehr Mobilität sorgen". Entscheidend sei es, junge Menschen "individuell und präventiv über duale Ausbildung zu informieren". Wollseifer forderte klar einen Weg "weg von der Akademisierung von Berufen. Es gibt auch für Nicht-Akademiker chancenreiche Karrierewege". Ein Baustein sei eine "flächendeckende und offene Berufsberatung" auch an Gymnasien.

Viel versprechen sich Wanka und Wollseifer von dem Pilotprojekt, das im Sommer in sechs Bundesländern startet, so auch im Raum Bonn. Dabei geht es um das "Berufs-Abitur". Es soll eine Brücke zwischen Lehre und Abitur schlagen und vier Jahre nach der Klasse 10 dauern. "Das wird der Bildungsweg der Zukunft", ist der Handwerks-Präsident überzeugt. Vor der zunehmenden Digitalisierung hat Wanka keine Sorge: Sie werde nicht massenhaft Arbeitsplätze vernichten. Wollseifer formulierte es so: "Der Seele des Handwerks und der Liebe zum Beruf wird kein Roboter und keine clevere App den Rang ablaufen."

(schum)
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