Dormagen Deichgräf Hauschild tritt zurück

Dormagen · Auch Karl Kress und Heimrat Werner Rieck beenden ihre Deichverbandsarbeit.

 Am 6. April wird Hauschild seine letzte Erbentagssitzung leiten.

Am 6. April wird Hauschild seine letzte Erbentagssitzung leiten.

Foto: Lber

Weil er mit einem weitreichenden Beschluss des Erbentags nicht einverstanden ist, wird Deichgräf Reinhard Hauschild von seinem Amt, das er seit April 2015 innehat, zurücktreten. "Die Entscheidung, die in nicht-öffentlicher Sitzung fiel, halte ich für fachlich falsch und wirtschaftlich schädlich für den Deichverband", begründete Hauschild seinen Rücktritt. Auf seine "wohlbegründete Vorlage, die inhaltlich mit der Bezirksregierung abgestimmt war", habe es zwölf Gegenstimmen der 14 Erbentagsmitglieder gegeben. Das könne er nicht umsetzen, weil es dem Deichverband schaden würde: "Wir haben viel gespart, indem wir Aufgaben im Deichamt selbst erledigt haben, dieser Entschluss konterkariert unsere Arbeit. Das mache ich nicht mit!"

Worum es inhaltlich ging, wollte Hauschild nicht sagen. Nach Informationen unserer Redaktion hat der Erbentag eine fünfstellige Summe für einen neuen Gutachter für das Beweissicherungsverfahren gegen die Firmen, die den Pfusch am Deich bei der Sanierung von 1998 bis 2000 verursacht haben, bewilligt, was Hauschild als aussichtsloses Unterfangen gewertet haben soll. Auch im Falle eines positiv ausgehenden Verfahrens sei der mögliche Schadensersatz für den Deichverband Dormagen/Zons auf 20 Prozent beschränkt - der Rest ginge ans Land, das 80 Prozent der Kosten getragen hatte. Die große Mehrheit will jedoch den neuen Gutachter trotz der hohen Summe, die alle Zwangsmitglieder mittragen müssen, beauftragen. Und das, wo Hauschild zuvor bereits öffentlich auf die "Unterfinanzierung" des Deichverbandes hingewiesen hatte. Die Beweissicherung und die Gebührengerechtigkeit waren Hauptforderungen der IG Deich, für die zehn Vertreter im Erbentag sitzen. "Deren Denkweise, die nun durchscheint, trage ich nicht mit", so Hauschild. Auch Heimrat Werner Rieck verlässt das Deichamt. Das bestätigte er gestern auf Nachfrage: "Ich sehe das genauso wie Reinhard Hauschild, daher werde ich mein Amt jetzt ebenfalls aufgeben."

Aus dem Erbentag ausscheiden wird jetzt auch Karl Kress, der jedoch betont, dass er "nicht im Zorn ausscheide, sondern aus persönlichen Gründen: Ich sehe meine Arbeit für den Arbeitskreis Recht und Finanzen als fast erledigt an, so dass ich meine Zeit in Zukunft anderen Projekten und der Familie widmen möchte." Er werde weiter mitarbeiten, um die von ihm vorangetriebene Satzungsänderung zu vollenden. "Wir haben viel erreicht, wenn wir technische Anlagen und Straßen mit Gebühren belegen können", sagte Kress. Die Vergrößerung des Verbandsgebietes sei sowieso jetzt nicht mehr durchzusetzen, wie Kress aus Gesprächen mit der Bezirksregierung mitgenommen habe. Diese Umsetzung sehe er vor allem in Händen von Technikern: "Das muss ich nicht begleiten."

Heute wird der Erbentag in nicht-öffentlicher Sitzung strukturelle Überlegungen anstellen und über mögliche Nachfolger beraten. In der Erbentagssitzung am 6. April werden die Rücktritte vollzogen.

(NGZ)
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