Dormagen Deichverband simuliert neue Höhe des Deichs

Dormagen · Zwei Möglichkeiten der neuen Deichkrone in Stürzelberg wurden gezeigt: Glasspundwand oder mobiler Schutz nur für den Ernstfall.

Langsam stemmen sich die Stützen in die Böschung. Vom orangefarbenen Lastwagen des Dachdeckerbetriebs Janssen aus wird der Kran immer weiter ausgefahren. An ihm hängt ein Deichkronen-Modell, das mit der Hilfe von Abstands-Brettern von sechs Mitarbeitern in genau die Höhe bugsiert wird, in der der neue Deich verlaufen soll: rund fünf Meter vor der jetzigen Hochwasserschutzmauer Richtung Rhein und etwas höher als bisher. "Wir müssen eine Fehlhöhe von 30 bis 60 Zentimeter ausgleichen", erläutert Deichgräf Reinhard Hauschild.

Gestern Mittag nutzen zahlreiche Anwohner und Interessierte die Gelegenheit, sich am Rhein von den beiden noch diskutierten Varianten zu überzeugen und sich zu informieren, so auch Erik Heinen, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft Dormagen, die sich an den regelmäßigen Hochwasserschutz-Übungen des Deichverbands beteiligt. "Wir wollen den Anliegern anschaulich und plastisch vorführen, wie der Hochwasserschutz vor ihren Gärten in Zukunft aussehen könnte", sagt Deichgräf Hauschild. Das stößt auf Anerkennung: "Jetzt kann man es sich viel besser als auf den Bauzeichnungen vorstellen", erklärt Anwohner Dieter Wolff. Auch der Erbauer des Modells aus vielen Gebrauchtteilen, der stellvertretende Deichgräf Franz Josef Bauers, weist auf die Vorteile dieser Visualisierung hin: "Die Anwohner sehen, was sie erwartet." Einem ersten Stimmungsbild ist zu entnehmen, dass sich viele Anwohner für die niedrigere Alternative ohne Glaswand aussprechen.

Entscheiden wird es der Erbentag, das Spitzengremium des mehr als 5000 Zwangsmitglieder umfassenden Deichverbandes Dormagen/Zons. Geht es nach Hauschild, so soll das bereits morgen bei der Erbentagssitzung ab 17.15 Uhr im Feuerwehrgerätehaus Zons der Fall sein. Es geht darum, welche der beiden Varianten umgesetzt wird: Entweder wird die neue Deichkrone wieder mit einer Glasspundwand erheblich erhöht oder sie erhält Hülsen für Kragstützen, die dann mit Dämmbalken erhöht werden - nur im Hochwasserfall. Das müsste im Ernstfall durch Helfer erledigt werden, was ebenfalls mit in die Entscheidungsfindung einfließen soll, auch dass die mobilen Hochwasserschutzteile, die Dämmbalken, gelagert werden müssten. "Andererseits sind die Glaswände nicht so lange haltbar - und gegen Vandalismus anfälliger", gibt Hauschild zu bedenken: "Das Ganze muss abgewogen werden."

Der neue Deichverteidigungsweg soll wie der bisherige nicht-öffentlich sein, wie Hauschild betonte: "Der muss unseren Mitarbeitern und Helfern vorbehalten bleiben." Durch den davorgesetzten neuen Deichkörper müsste dann auch nicht mehr auf die Gärten der Hausbesitzer zurückgegriffen werden.

Wenn der Erbentag die letzten Entscheidungen über die Vorzugsplanung getroffen hat, soll noch 2017 das Planfeststellungsverfahren starten, das sicher länger als zwei Jahre dauern wird, wie Hauschild befürchtet. Der Bau des ersten Abschnitts wird ca. 1,5 Jahre dauern.

(NGZ)
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