Dormagen Die Buchhandlung Seitenweise schließt

Dormagen · Ende Januar wird Inhaber Stephan Thönneßen das letzte Buch im Ladengeschäft auf der "Kö" verkaufen. Er wechselt ins Café nebenan.

Der Zeitplan steht fest: Am 23. Januar wird die Buchhandlung Seitenweise an der Kölner Straße ihren letzten Verkaufstag haben. Am 31. ist dann offiziell Schluss. Nach über 21 Jahren. "Man sollte wissen, wann es zu Ende ist", sagt Thönneßen sachlich. Wahrscheinlich wird es eine kleine Feier geben, vielleicht mit Musik, "oder so ähnlich. Ich werde nicht einfach still und leise den Schlüssel herumdrehen". Nach den Gründen gefragt, sagt der 53-Jährige: "Ich gebe nicht aus Verzweiflung auf. Nach 34 Jahren als Buchhändler ist es Zeit für etwas anderes." Er sagt, dass die Konkurrenzsituation auf dem Büchermarkt in den vergangenen fünf Jahren "nicht leichter geworden ist. Das betrifft auch die Lage auf der Kö". Ab Februar nächsten Jahres gibt es dann in der Innenstadt mit der Mayerschen Buchhandlung und der City-Buchhandlung noch zwei Bücher-Fachgeschäfte.

Das Ladenlokal wird bereits im Internet mit 320 Quadratmetern Fläche (davon 220 Quadratmeter Verkaufsfläche) in "lebendiger Citylage" angeboten. "Es liegt in einer 1b-Lage", sagt Immobilienmakler Alfred Laufenberg, "ich bin zuversichtlich, dass sich Interessenten finden. Die Schließung der Buchhandlung bedauere ich persönlich sehr."

Für seine berufliche Veränderung muss Thönneßen nicht weit gehen. Denn das benachbarte Café Seitenweise, das innen mit der Buchhandlung verbunden ist, bleibt bestehen. Er wird künftig dort das operative Geschäft leiten. Seine Neuorientierung zum "richtigen Zeitpunkt" hat auch eine sportliche Komponente: "Auch als Sportler muss man den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören erwischen", sagt Thönneßen. Der ehemalige Weltklasse-Fechter des TSV Bayer Dormagen nahm 1988 an den Olympischen Spielen in Seoul teil, wo er Sechster mit der Mannschaft wurde.

Vor vier Jahren haben Thönneßen, dessen Bruder Johannes, Wolfgang Kempf (Säbel-Goldmedaille bei den Paralympics 1992 in Barcelona) und Paul Williams diese Idee eines Literatur- und Kultur-Cafés verwirklicht. Zwar als GmbH gegründet, arbeitet dieses kleine Unternehmen vor Ort ohne Chef. Die Mitarbeiter kümmern sich im Team um den laufenden Betrieb. Buchhändler Thönneßen will die Räumlichkeiten künftig weiter entwickeln. "Etwas Kleines, Feines" soll dort entstehen. Lesungen ebenso wie kleine Konzerte gibt es dort bereits. Am Konzept wird gearbeitet, die Ausweitung in den Abendbereich wird nicht ausgeschlossen. "Wo kann man in der Innenstadt abends hingehen und beispielsweise ein Glas Wein trinken, wenn man nicht essen will?" fragt er. "Die Möglichkeiten sind leider begrenzt." Klar ist es für ihn, dass es im Café weiterhin das Thema Bücher geben wird.

Mit Blick auf die Situation in der Innenstadt sagt Michaela Jonas, Vorsitzende der City-Offensive Dormagen (CiDo): "Ich finde es sehr schade, dass so eine gemütliche kleine Buchhandlung schließt. Auch hier zeigt sich wieder: Lokal kaufen ist angesagt. Denn Internetshopping schädigt auch den lokalen Buchhandel." Seitenweise sei eines der wenigen Geschäfte gewesen, das in diesem Jahr beim Schaufensterwettbewerb zum Schützenfest mitgemacht hat.

(NGZ)
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