Dormagen Die Goldmarie der Zonser Märchenspiele

Dormagen · Erst Zwerg Nummer vier, dann Frosch, schließlich gute Fee und jetzt die Goldmarie: Christina Haege hat ihre erste Hauptrolle bekommen.

 Christina Haege gehört seit fünf Jahren zum Märchenspiel-Ensemble und spielt in dieser Saison zum ersten Mal eine Hauptrolle.

Christina Haege gehört seit fünf Jahren zum Märchenspiel-Ensemble und spielt in dieser Saison zum ersten Mal eine Hauptrolle.

Foto: Valeria Kaschade

Goldmariechen stemmt lächelnd die Hände in die Hüften. "Ich lasse mir etwas einfallen!" Mit diesen Worten lässt sie die verdutzten Gänse stehen und springt mutig in den Brunnen. Die verlorene Spinnnadel findet sie zunächst nicht wieder, jedoch eine ganz neue Welt voll von sprechendem Brot, Äpfeln und einer gutmütigen älteren Dame namens Frau Holle.

Auf der Freilichtbühne in Zons werden Märchen jedes Jahr Wirklichkeit. Bereits seit 60 Jahren werden in der mittelalterlichen Zollfeste die Märchenspiele aufgeführt. In diesem Jahr ist auch Christina Haege (18) wieder dabei. Die Schülerin des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums steht bereits zum fünften Mal auf der Bühne. Bei dem aktuellen Stück konnte sie nun ihre erste Hauptrolle, und zwar das "Goldmariechen" im Märchen "Frau Holle" der Gebrüder Grimm, ergattern. "Ich habe mich sehr gefreut, vor allem, weil ich absolut nicht damit gerechnet habe", gesteht sie. Christina hat schon so einiges gespielt: Unter anderem war sie Zwerg Nummer vier bei Schneewittchen, eine der guten Feen in Dornröschen und ein Frosch bei Kalif Storch.

Jetzt ist sie sehr froh, zur Abwechslung einmal eine Rolle zu spielen, mit der sie sich gut identifizieren kann. "Ich kann mich in die Rolle der Goldmarie sehr gut hineinversetzten. Sie versucht, es allen recht zu machen, da bin ich ihr sehr ähnlich. Es ist schön, wenn man sich in einer Rolle wiederfindet. Das macht das Spielen leichter", sagt die Märchendarstellerin lächelnd. "Christina ist seit Jahren dabei und immer engagiert und motiviert. Es war schön, mit anzusehen, wie sie von Jahr zu Jahr immer besser geworden ist. Daher habe ich ihr eine Hauptrolle gegeben und bin mir sehr sicher, dass es die richtige Entscheidung war", sagt Jürgen Reinecke (49). Er wirkt seit acht Jahren als Regisseur bei den Märchenspielen mit. Christina meint, dass sie sich während dieser Zeit bei den Märchenspielen verändert habe. "Die Schauspielerei hat mir geholfen, viel offener zu werden. Ich war früher sehr schüchtern und nicht wirklich selbstbewusst. Das hat sich jetzt verändert. Natürlich bin ich trotzdem sehr aufgeregt, wenn ich an unsere Premiere denke, aber die anderen geben mir Mut und lassen mich meine Angst vergessen", sagt die Schülerin.

Nach den fünf Jahren im Verein seien alle fast wie eine kleine Familie und hielten auf jeden Fall zusammen, meint sie. Alle Laiendarsteller spielen ehrenamtlich und proben mit viel Engagement und Freude. Begleitet wird jedes Märchenspiel von Musik und vielen Tänzen. "Mit dem Tanzen habe ich keine Schwierigkeiten. Das habe ich in den fünf Jahren hier gelernt. Solange ich nicht singen muss, ist alles gut", sagt Christina und lacht.

Möchte sie nach ihrem Abitur im nächsten Jahr auch beruflich eine künstlerische Richtung einschlagen? "Nein, auf keinen Fall. Ich interessiere mich sehr für Biologie und Medizin. Aber konkrete Vorstellungen habe ich noch nicht. Ich habe ja auch noch Zeit. Doch die Schauspielerei als Hobby bei den Märchenspielen werde ich auf jeden Fall beibehalten. Das macht mir einfach unglaublich Spaß", sagt sie, hüpft wieder auf die Bühne und verwandelt sich rasch wieder in die Goldmarie.

(ka)
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