Dormagen Die jungen Filmemacher von Dormagen

Dormagen · Sechs Schüler des Leibniz-Gymnasiums drehen als "Film Cliquee" Kurzfilme. Ihr dritter Film mit dem Titel "Annika" hat bei YouTube mittlerweile über 479.000 Klicks. In ihm geht es um das Thema Mobbing.

Über 479.000 Klicks, 10.300 Likes - damit hätten die Mitglieder der "Film Cliquee" nie gerechnet. Ihr dritter Kurzfilm "Annika" erzählt die Geschichte der gleichnamigen Protagonistin. Die 15-jährige Schülerin wird von ihren Klassenkameraden gemobbt. Seit etwa vier Monaten ist der Film auf der Videoplattform YouTube zu sehen. Mittlerweile haben fast eine halbe Million Menschen den Film der sechs Dormagener Schüler gesehen - jeden Tag werden es mehr.

Der 15-jährige Eric Feltgen wollte schon in der achten Klasse einen Film drehen - damals fand er aber keine Klassenkameraden, die Interesse hatten, mitzumachen. In der neunten Klasse, vor ungefähr einem Jahr, war es dann soweit: Zusammen mit Melek Isik (16), Lena Linkweiler (16), Carolin Pampuch (15), Marie Manderscheid (15) und Paul Becker (15) gründete Eric die "Film Cliquee". "Den Namen haben wir gar nicht bewusst ausgesucht", erklärt Carolin. "Irgendwer hat unsere WhatsApp-Gruppe umbenannt in Film Cliquee und dann stand fest, dass wir so heißen."

Im März 2016 drehten die sechs Zehntklässler, die das Leibniz-Gymnasium in Hackenbroich besuchen, ihren ersten Film. Das Drehbuch hatte Eric mit seinem Vater in den Weihnachtsferien geschrieben. "Es geht um zwei Freunde, die einer Pfandsammlerin begegnen, und merken, wie viel diese Flaschen wert sind", sagt Eric, der für Kamera, Regie, Organisation und den Schnitt zuständig ist. Den Film veröffentlichten die sechs Schüler nicht. "Der war echt noch nicht gut", stellt Eric fest. Ihr zweiter Film sollte ein Horrorfilm werden, geriet dann aber eher zur Komödie. "Vier Freunde übernachten in dem Film in der Schule. Dann verschwindet ihre Freundin, und sie suchen sie", erklärt Marie die Story. "Beim zweiten Film gab es richtig Chaos am Drehtag. Wir hatten nachher gar keine Zeit mehr", sagt Carolin und Marie fügt hinzu: "Wir haben viel zu viel Zeit für das Schminken des Monsters verwendet, und nachher hat man das Gesicht gar nicht gesehen." Aus diesen Erfahrungen hätten sie aber gelernt.

Für ihren dritten Kurzfilm "Annika" benötigten die Schüler zweieinhalb Drehtage. Sie drehten vor und nach den Sommerferien in ihrer Schule, in Dormagen und in Köln am Rhein. "Während unsere Klassenkameraden am Straberger See waren, haben wir unser Equipment bei 30 Grad durch halb Dormagen geschleppt", sagt Carolin. Das Schneiden des Films dauerte dann noch einmal circa sechs Stunden. "Der dritte Film ist auch noch nicht perfekt. Aber man merkt die Entwicklung. Wir steigern uns immer ein bisschen", sagt Carolin.

Das Drehbuch für ihren dritten Film schrieben die sechs Schüler zusammen. Die Idee, einen Film über Mobbing zu drehen, kam den Schülern beim Brainstorming. "Mobbing ist ein Thema, das jeden einzelnen betreffen kann", betont Marie, die die Hauptrolle Annika spielt. "Es war nicht schwer, diese Rolle zu spielen, weil ich persönlich mit Mobbing Erfahrungen gemacht habe. Das war auch der Grund dafür, dass ich die Schule gewechselt habe", erzählt die 15-Jährige. Mit ihrem Film wollen die Schüler zeigen, wie auch eine schwierige Zeit überwunden wird. "Es ist nicht so, dass das Leben immer toll ist. Wenn man gemobbt wird, muss man es jemandem erzählen, damit man Unterstützung bekommt", sagt Marie.

Die Kommentare zu dem Film auf YouTube zeigen, dass viele junge Menschen ähnliche Erfahrungen wie die Hauptfigur gemacht haben. "Viele schreiben uns, manche konnten wir mit unserem Film sogar aufmuntern", sagt Carolin erfreut.

Überrascht sind die Schüler über die hohen Klickzahlen. "Bei 1000 Klicks dachten wir noch, wow, und dann wurden es immer mehr", sagt Melek. "Es ist einfach krass, wenn man sich die Klicks vor Augen führt", sagt Carolin. Alle sechs Mitglieder der "Film Cliquee" sehen das Filmemachen als Hobby, nicht als Beruf. Momentan planen sie ihren vierten Film. "Es wird etwas Tiefgründiges", sagt Carolin. Mehr soll noch nicht verraten werden.

(eler)
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