Dormagen Die professionelle Gassi-Geherin

Dormagen · Jeden Tag geht Kerstin Ruhe mit mindestens fünf der 15 Hunde aus ihrer Betreuung spazieren. Sie hat die unterschiedlichen Rassen alle im Griff. Die Delhovenerin hat ihr Hobby zum Beruf gemacht.

Zehn "bunt gemischte" Hunde sitzen brav am Wegrand im Mühlenbusch und schauen Kerstin Ruhe schwanzwedelnd und erwartungsvoll an. Die Delhovenerin hat ihr kleines Rudel im Griff - Abbey, Shamu, Blue, Cooper, Nils und die anderen Vierbeiner hören auf ihr Kommando. Seit 2011 bietet die Familienmutter offiziell eine "Gassi-Betreuung" an und hat ihren Traumjob gefunden.

"Früher bin ich einfach gerne mit Hunden von Freunden und Bekannten spazieren gegangen", sagt sie. "Es war nur ein Hobby, bevor ich auf die Idee kam, mich damit selbstständig zu machen." Insgesamt betreut sie mittlerweile bis zu 15 Hunde, hinzu kommen noch die zwei eigenen. Dienstags und donnerstags ist die Truppe mit zehn Hunden am größten, dann begleitet Ehemann Thomas Ruhe die wuselige Runde durch den Wald. "Hauptsächlich berufstätige Leute, die ihren Hunden aber trotzdem den nötigen Auslauf ermöglichen möchten und sich nicht von ihnen trennen können, nehmen das Angebot an", sagt er.

Und das lohnt sich, denn die Hunde werden nicht nur ausgeführt, sondern ganz nebenbei auch erzogen und lernen Sozialverhalten untereinander. "Die Hunde müssen nicht ,eins-a' hören, damit ich sie mitnehmen kann", sagt Ruhe. "Die Grundkommandos und vor allem der Rückruf sollten sitzen, den Rest lernen sie dann von mir - und den Anderen."

Denn das ist an jeder Kreuzung, bei jedem Passanten und auch zwischendurch zum Sammeln immer wieder gefragt: Kerstin und Thomas Ruhe pfeifen und rufen nach den Hunden, bis alle zehn ruhig am Wegesrand sitzen. Zur Belohnung gibt es dann für jeden ein Leckerli. Verwunderte Fahrradfahrer und Jogger sind die beiden schon gewohnt. "Die meisten sind erstaunt, dass alle so gut hören", lacht Kerstin Ruhe. "Man kann die jungen Hunde ein bisschen mit einer Kindergartengruppe vergleichen", sagt ihr Ehemann. "Jeder hat seinen eigenen Charakter: Junghündin Paula liegt gerne in Pfützen, Finn bildet meistens das Schlusslicht und passt auf, dass alle mitkommen, und Ronja ist die Chefin im Rudel." Nach Kerstin Ruhe natürlich, denn die weiß, wie sie die Hunde beisammen hält. "Man muss sich durch spielerische Sequenzen und Kommandos während des Spaziergangs immer wieder interessant machen", sagt die erfahrene Hundehalterin. "So hat man die Aufmerksamkeit der Hunde, und sie bleiben bei einem." Das geht zum Beispiel auch in Form von kleinen Kunststücken: Einzeln lässt sie ihre vierbeinigen Freunde auf einen Baumstumpf springen, um einen Baum herum laufen oder in einer Reihe sitzen und einen nach dem anderen nach vorn kommen.

Unter anderen zu diesem Thema besucht Ruhe regelmäßig Seminare und Weiterbildungen. Nebenbei stellt sie selbst Hunde- und Pferdezubehör wie Halsbänder, Leinen oder Geschirr her, mit dem die Hunde auch fast alle ausgestattet sind. Die Leinen brauchen die Tiere, während sie mit Kerstin Ruhe spazieren gehen, aber kaum, nur beim Überqueren von großen Straßen. "Das einzig Anstrengende an dem Job ist die Verantwortung", sagt die Hunde-Liebhaberin. Denn gerade sie weiß, dass jeder Besitzer seinen treuen Freund gesund und munter wieder zurück bekommen möchte.

(NGZ)
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