Dormagen Die "Wald-Kinder" entdecken die Natur

Dormagen · Ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint - für die Kinder der Waldkita Knechtsteden ist jeder Tag einer an der frischen Luft.

 Jeden Tag gibt es im Wald etwas Neues zu entdecken, denn irgendwo krabbelt immer etwas.

Jeden Tag gibt es im Wald etwas Neues zu entdecken, denn irgendwo krabbelt immer etwas.

Foto: Lothar Berns

Natürlich muss auch im Wald der ein oder andere Konflikt gelöst werden, fließen schon einmal Tränen, wenn einer dem anderen einen Stock wegnehmen möchte und der dabei zerbricht, oder einer zu lange auf dem Lieblings-Baumstamm verbleibt und keinen Platz für die anderen machen möchte. "Doch meist gibt es für die Kinder immer wieder so viel zu entdecken, dass Streitigkeiten auch schnell vergessen sind", sagt Uwe Ostermann, seit September vergangenen Jahres Kita-Leiter.

42 Kinder besuchen zurzeit die Waldkindertagesstätte Knechtsteden, deren Träger ein Elternverein ist, darunter auch acht unter drei Jahren. Allerdings zwei Jahre müssen die kleinen Entdecker schon sein, damit sie auch mit in den Wald gehen können. Ab 7.15 Uhr können die Kinder der Waldmäuse- und Wildbienengruppe gebracht, spätestens um 16.15 Uhr müssen sie wieder abgeholt werden. Dazwischen liegen viele, viele Stunden an der frischen Luft, wobei es natürlich einen Schlaf- (für die Kleinen) und Aufenthaltsraum gibt, in dem zum Beispiel zu Mittag gegessen wird. Gekocht wird in der Kita nicht, das Essen wird von einem Caterer geliefert. Auch wenn morgens nie klar ist, was die Zwei- bis Sechsjährigen am Nachmittag für "Schätze" in ihren Rucksäcken haben, ist der Tagesablauf schon strukturiert. Ab 8.15 Uhr ist keiner mehr im Haus, sondern sind alle auf dem Spielplatz. Um 8.45 Uhr geht es dann los - in Zweierreihe in Richtung Wald. Jeder hat seinen Rucksack mit Getränk, Frühstücksbrot und Obst dabei. Robuste Schuhe sind Pflicht, ebenso strapazierfähige Kleidung und eine Kopfbedeckung. Die dient auch als Schutz vor Zecken. "Im Sommer sind deswegen auch langärmelige T-Shirts und lange Hosen Pflicht", sagt Ostermann.

Auch ein prall gefüllter Bollerwagen wird mitgezogen. Darin sind Bücher, Malsachen und Schaufeln. Oft wird das jedoch gar nicht gebraucht, denn Buddeln mit den Händen ist eh viel schöner. Der Wippen-, Piraten-, Dschungel-, Schatz-, Hufeisen-, Kurvenbaum-, Kastanienbaum- und Dunkler-Wald-Platz stehen den Kindern zur Verfügung. "Die Plätze hat uns das Forstamt zugewiesen, denn wir befinden uns hier im Landschaftsschutzgebiet", erklärt Uwe Ostermann. Überhaupt ist der Kontakt zu Revierförster Theo Peters eng. Wenn nach einem Sturm, und der muss nicht so heftig sein wie "Ela" im vergangenen Jahr, die Gefahr besteht, dass Äste herunterfallen, sind bestimmte Plätze dann auch einmal einen Tag tabu.

Jannis geht am liebsten zum Piratenplatz. Dort findet der Sechsjährige immer, was er gerne beobachtet - Regenwürmer. Auch Jonathan (3) und Ole (2) sind fasziniert von dem Wurm-Gewusel auf Jannis' Hand. Ein ungefähr ein Meter hoher Baustamm, der an einer Seite offen ist, wird immer gern als Busfahrerplatz benutzt, ein mehrere Meter großer Baumstamm daneben als Fahrgastraum. Der Fantasie mit wenigen Mitteln sind im Wald keine Grenzen gesetzt. Zwischen dem freien Spiel gibt es auch Sitzkreise. Dabei wird vorgelesen oder erzählt. Aktuelles Thema: die Erde. Um 13 Uhr sind beide Gruppen wieder "zu Hause". Dann haben die "Forscher" Hunger.

(NGZ)
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