Dormagen Die Winterlinde sorgt für süßen Honig

Dormagen · Der "Baum des Jahres" kommt häufig in Dormagen vor: Die Linde ist vielseitig einsetzbar und hat eine lange mythologische Vergangenheit.

 Sie bietet Schatten und ist vielseitig einsetzbar: Imker Hans Willi Kessel und Revierförster Theo Peters loben die Winterlinde.

Sie bietet Schatten und ist vielseitig einsetzbar: Imker Hans Willi Kessel und Revierförster Theo Peters loben die Winterlinde.

Foto: Lothar Berns

In Knechtsteden gab es jetzt eine Tagung, die ganz im Zeichen der Winterlinde stand, die der aktuelle "Baum des Jahres" ist. An ihr nahmen etwa 60 Förster, Waldbesitzer, Naturschützer und Vertreter verschiedener Kommunen teil. "Lindenholz wurde früher zum Schnitzen benutzt, weil es weich ist, sich leicht verarbeiten lässt und sich keine Risse bilden, wenn es trocknen ist", sagt Revierförster Theo Peters über eine der Verwendungsmöglichkeiten. Die Stiftung "Baum des Jahres" hob auf ihrer Internetseite dann auch die vielfältigsten Möglichkeiten für Lindenholz und die große Bedeutung der Linden in der Mythologie hervor.

Am Nachmittag besichtigten die Teilnehmer dann Linden und einen Imkerstand im Wald. Denn die Winterlinde ist ebenso wie die Sommerlinde im Dormagener Stadt- bzw. Waldgebiet sehr häufig anzutreffen. "Linden sind hier allgegenwärtig, und wir haben in Dormagen auch eine Lindenstraße und einen Linden-Kirch-Platz", sagt der Revierförster. Speziell im Staatswaldrevier Knechtsteden kommt die Winterlinde oft vor, insgesamt besiedelt sie eine Fläche von 56 Hektar.

Wo Sommerlinden eher Ortschaften bevorzugen und dabei etwa als Park- oder Alleebaum wachsen, gedeihen Winterlinden als Schattenholzart auch prächtig unter wesentlich größeren Bäumen im Wald. "Linden können mit 300 bis 400 Jahren sehr alt werden, hier in Dormagen sind die ältesten 150 Jahre alt", erklärt Theo Peters.

Die bis zu 35 Meter hohen Bäume haben auch einen geschichtlich, mythologischen Hintergrund. So war es ein Lindenblatt, das in der germanischen Nibelungensage auf Siegfrieds Schulter fällt und ihn dort verwundbar macht, was ihm später zum Verhängnis wird. "Und er wird auch unter einem Lindenbaum ermordet" sagt Peters. Noch wesentlich älter als die Nibelungensage ist Ötzi, der Steinzeitmann aus dem Eis. Vor über 5000 Jahren lebte Ötzi und "er hatte Schuhe aus Lindenbast an, da dieser sehr biegsam ist."

Aber auch in jüngeren Jahrhunderten waren Linden fernab von Sagen und Mythen bedeutsam, so gab es Dorflinden, die als Dorftreff etwa für Tänze dienten (auch Tanzlinden genannt) und Gerichtslinden oder Femelinden, unter denen Gericht gehalten wurde und Urteile vollstreckt wurden. Im schlimmsten Fall, der Hinrichtung, hing man früher Menschen nach der Urteilsverkündung direkt an der Linde auf.

Nicht nur für Menschen, sondern auch für Bienen sind Linden interessant. Die Bienen des Delhovener Imkers Hans-Willi Kessel produzieren dieses Jahr sehr viel Lindenhonig. Seine 14 Wirtschaftsvölker haben diesen Sommer viele Blüten abzuernten. "Bei gutem Wetter gibt es viel zu tun." Nur wenn es zu kalt ist oder die Blüte verregnet, gibt es keinen Lindenhonig, so wie im vergangenen Jahr. "Lindenhonig ist flüssig, hell und fast durchsichtig, vor allem wenn er frisch ist. Der Honig ist süßer im Vergleich zum herben Waldhonig", sagt der Imker. "Die Sommerblüte fängt Anfang Juni an und zieht sich bis Ende Juni. Dann beginnt die Blüte der Winterlinde bis Mitte Juli."

(NGZ)
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