Bei Dormagen 300 Autoreifen, Metallfässer und Müll im Rhein gefunden

Dormagen · Der Anblick wirkt trostlos und deprimiert umso mehr, weil er sich in einem Naturschutzgebiet bietet: Im Grind bei Dormagen, etwa in Höhe des Rheinkilometers 724, wurden bei Niedrigwasser mehr als 300 Altreifen, Metallfässer und anderer Unrat gefunden.

 Es sieht aus wie auf einem ehemaligen Autofriedhof. Und das mitten im Naturschutzgebiet.

Es sieht aus wie auf einem ehemaligen Autofriedhof. Und das mitten im Naturschutzgebiet.

Foto: Stadt Dormagen

Die Gelegenheit ist günstig wie wahrscheinlich noch nie. Weil das Energieunternehmen Westnetz in der Nähe des schwer zugänglichen Areals in diesen Wochen hohe Strommasten entfernen lässt, ist dort eine provisorische Zufahrt aus Bodenplatten verlegt worden. So können die Umweltschützer den Bereich mit einem Frontlader erreichen. Den stellt der Stürzelberger Landwirt Max Kallen zur Verfügung, und das schwere Fahrzeug wird auch benötigt, um zum Beispiel die teils tief im Schlick feststeckenden Reifen herauszuziehen. Das städtische Umweltteam stellt zur Entsorgung der Abfälle zwei jeweils 36 Kubikmeter Material fassende Container zur Verfügung. Viel Zeit bleibt den fleißigen Helfern nicht. "Ein Anstieg des Rheinpegels um zehn Zentimeter würde schon reichen, dass das ganze Zeug wieder unter der Wasseroberfläche läge", erklärt Norbert Grimbach. Klemens Diekmann, Sprecher der Lokalen Allianz, die sich auch für Umweltprojekte engagiert, lobt das Engagement der Unterstützer: "Allen Mitwirkenden gebührt ein großes Dankeschön."

Im Gespräch mit unserer Redaktion verdeutlichte Grimbach gestern die ökologische Bedeutung des betroffenen Geländes. "Das ist nicht nur Naturschutz-, sondern auch Flora-Fauna-Habitat-Gebiet unter besonderem europäischen Schutz und überregional wichtig", sagte der Biologe. Dort laichten Fische, es gebe Schwärme von Brandgänsen, außerdem Kormorane und Schwäne. "Einmal habe ich in dem Gebiet acht Störche gesehen", ergänzt der Zonser. Auch von sogenannten Durchzüglern wie Graugänsen werde die Stelle als Rastplatz genutzt. Die Pflanzenwelt sei ebenfalls bemerkenswert. Der Stechapfel aus der Familie der Nachtschattengewächse sei reich vertreten; sogar Tomaten gediehen dort prächtig.

Für die Stadt Dormagen sind wilde Müllkippen ein Kreuz. Im vergangenen Jahr fielen 13.000 Euro Kosten an - ein Großteil davon wurde für den Einsatz des Sauberhaft-Mobils benötigt.

(NGZ)
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