Prozess nach Angriff in Dormagen Opfer hatte während Hundeattacke "Todesangst"

Dormagen · Vor anderthalb Jahren ist TV-Moderator Sascha Lauterbach beim nächtlichen Spaziergang in Dormagen von zwei aggressiven Hunden attackiert und verletzt worden. Am Mittwoch begann in Neuss der Prozess.

 Bei TV-Moderator Sascha Lauterbach kamen gestern die Emotionen hoch, als die dramatischen Ereignisse aus dem vergangenen Jahr aufgerufen wurden. Im Hintergrund: seine Anwältin Martina Schlosser.

Bei TV-Moderator Sascha Lauterbach kamen gestern die Emotionen hoch, als die dramatischen Ereignisse aus dem vergangenen Jahr aufgerufen wurden. Im Hintergrund: seine Anwältin Martina Schlosser.

Foto: k. Schumilas

Für Sascha Lauterbach wurde sein Auftritt als Nebenkläger am Mittwoch vor dem Amtsgericht in Neuss zu einer Reise in die Vergangenheit, die er am liebsten nicht mehr angetreten hätte. Aber Richterin Friederike Steinbeck forderte den Moderator (37) beim Verkaufssender QVC auf, die dramatischen Minuten am 5. März des vergangenen Jahres zu schildern, als er und seine beiden Dalmatiner-Hündinnen von zwei wuchtigen und frei umher laufenden Kangalen angefallen wurden. Der Kangal ist eine große Hunderasse mit Ursprung in der Türkei. Experten zufolge stammt er möglicherweise vom Herdenschutzhund ab.

Ein Urteil zu dem Angriff gab es am Mittwoch nicht, weil nicht festgestellt werden konnte, ob der Angeklagte (54) überhaupt als Verantwortlicher zur Rechenschaft gezogen werden kann. "Wie kommen Sie darauf, dass er verantwortlich ist?" fragte dessen Rechtsanwalt Selim Tasci und sagte: "Er ist nicht der Halter der Hunde." Seine Forderung nach Einstellung des Verfahrens wegen Geringfügigkeit lehnte die Richterin ab: "Dafür ist zu viel geschehen. Es sind zwei große Hunde, die gefährlich sind - wir können froh sein, dass sie nicht tagsüber unterwegs waren und Kinder angefallen haben." In einem weiteren Termin sollen jetzt Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes als Zeugen befragt werden und Auskunft darüber geben, ob der Beschuldigte derjenige ist, auf dessen Grundstück die beiden Kangale gehalten wurden.

Der Verantwortliche konnte am Mittwoch nicht ermittelt werden. Zwar lag eine Akte mit dem Bericht der Ordnungsamtsmitarbeiter der Richterin vor, die aber nicht verlesen werden durfte, weil der Angeklagte, der keine Aussage machte, nach Angaben seines Anwaltes kein Deutsch spreche - was von der Gegenseite bestritten wurde. Der Verhandlungsverlauf wurde ihm von einem Dolmetscher ins Türkische übersetzt. Der Fortsetzungstermin steht noch nicht fest.

Es geht um fahrlässige Körperverletzung, die in der Hauptverhandlung behandelt wurde. Im November folge noch, gab Lauterbach an, ein Zivilprozess gegen den Halter der Hunde. Darin geht es um die Erstattung der Kosten für die Behandlung der Hunde und von Lauterbach selbst sowie um Schmerzensgeld.

Der 37-Jährige schilderte die Geschehnisse der Nacht, als er um 1.30 Uhr eine Gassi-Runde ging und sich unvermittelt mit den beiden Kangalen konfrontiert sah: "Sie rannten sofort los und griffen uns an." Die Dalmatiner-Hündin Carmen riss sich los und flüchtete, in die ältere Marlene verbissen sich die Hunde - "sie hat sich nicht gewehrt, sondern ergeben". Lauterbach versuchte, sie zu schützen - "ich hatte Todesangst" - warf sich über die Hündin und es gelang ihm, die Kangalen wegzuzerren und sie an einer Laterne zu sichern. Er schleppte die schwer verletzte Hündin weg und brachte sie in eine Tierklinik. Seine eigenen Verletzungen bemerkte er erst später, sie wurden aus den Krankenhaus-Berichten verlesen: Biss- und Schürfwunden an Finger, Händen und Knie, Prellungen. Auf Nachfrage der Richterin sagte Lauterbach: "Ich war beim Psychologen und bin aus Angst wochenlang nicht mit den Hunden raus gegangen."

(schum)
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