Dormagen Drehorgel-Schau und Mühlen-Histörchen

Dormagen · An Pfingsten lockte Zons zweifach: Drehorgelspieler bereicherten das historische Stadtbild, die Mühle öffnete für Interessierte ihre Türen.

Zons ist immer einen Ausflug wert - das wissen auch die Drehorgelspieler, die im Zwei-Jahres-Rhythmus die Zollfeste besuchen, um im historischen Ambiente des Ortskerns mit Gleichgesinnten die Lebenslust und den Esprit der "Roaring Twenties" zu leben. Einige von ihnen reisen dafür eigens aus dem benachbarten Ausland an, etwa aus der Schweiz, andere müssen für dieses Erlebnis gar nicht weit fahren: "Wir kommen aus Köln", sagte Ute Weber. Eigentlich Moritatensängerin, drehte sie diesmal ihre Walzenorgel aus dem Jahr 1895.

Vielen Besuchern waren die Melodien bekannt, so dass sie im Vorbeigehen mitsummten oder einen Text dazu anstimmten. "Acht Lieder sind auf einer Walze. Vor dem 17. Jahrhundert gab es die Tradition der Bänkelsänger, die Nachrichten oder Geschichten zu den Melodien verfassten und sie vortrugen. Später war die Orgel eher ein Arme-Leute-Instrument: Die Veteranen bekamen von der Stadt eine Orgel, mit der sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen konnten." Noch später wurde die Orgel zum Hobby für gut Betuchte - ein historisches und gut erhaltenes Instrument kann einige zehntausend Euro kosten.

Oft erklangen am Wochenende Raritäten, vielfach über 100 Jahre alt. Viele der Spieler sind leidenschaftliche Sammler, unterstützen oder gründeten Museen. So wie der Vater der jüngsten Drehorgelspielerin: Annalena Meyer ist 13 Jahre alt und fing vor einigen Jahren mit einer ganz kleinen Orgel an. Ihr Vater sammelt historische Instrumente und stellt sie in seiner Heimatstadt Weißkirchen im Saarland aus. "Mir macht das Orgelspielen großen Spaß", sagte sie. "Ich freue mich auch, wenn ich den Besuchern etwas erklären kann."

Wer am Pfingstmontag feststellte, dass die Drehorgelspieler eine Pause machten, konnte die Zeit für einen Besuch der historischen Mühle nutzen, in der anlässlich des Deutschen Mühlentages Führungen stattfanden, die der Heimat- und Verkehrsverein Zons mit Unterstützung des Fördervereins Denkmalschutz der Stadt Zons veranstaltete. Auf allen sieben Etagen informierten Schautafeln über die frühere Mühlentechnik, ein Müller erläuterte das traditionelle Handwerk. Jupp Cremer von den Kultur- und Heimatfreunden stellte fest: "Es kommen viele Touristen, aber auch Zonser interessieren sich für die Historie ihrer Mühle." Ilka Bude und ihr Lebensgefährte waren samt Eltern aus Bielefeld und Goslar angereist. "Weil ich die Zons-Krimis gerne gelesen habe, wollte ich mir die Stadt einmal ansehen - und es ist hier einfach zauberhaft", sagte Bude. Ute und Walter Kessel kamen aus Wesel, um die Mühle zu besichtigen, Manuela Budde und Michael Kinzel aus Düsseldorf. "Ich finde die Technik und die Geschichte der Mühle sehr interessant", erzählte Budde. "Wir kommen gerne nach Zons. Hier scheint die Zeit stillzustehen."

(vest)
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