Dormagen Ein Meter: Noch immer das Maß aller Dinge

Dormagen · Heute vor 140 Jahren wurde die Meterkonvention eingeführt. In der Stadt ist das Maß nicht wegzudenken: bei Handel, Sport, SVGD.

 Maren Korth benutzt zum Abmessen von Stoffen in der Dormagener Boutique "Fadenlauf" eine sogenannte Meter-Elle. Der Holzstab ist geeicht.

Maren Korth benutzt zum Abmessen von Stoffen in der Dormagener Boutique "Fadenlauf" eine sogenannte Meter-Elle. Der Holzstab ist geeicht.

Foto: LOTHAR BERNS

Wer früher selber einmal Fußball gespielt hat, kennt den Trick mit der Freistoßmauer. Kaum hatte ihnen der Schiedsrichter für eine Sekunde den Rücken gekehrt, machten die Spieler fix einen Schritt nach vorn. So ließ sich locker ein Meter schinden, und der Freistoßschütze hatte es eine Ecke schwerer. Solche Mätzchen gehören weitgehend der Vergangenheit an, erzählt Schiedsrichter-Obmann Dirk Gärtner aus Dormagen: "Da macht sich die Einführung des Freistoß-Sprays bemerkbar, mit dessen Hilfe die Referees genau nachvollziehen können, ob sich die Mauer bewegt hat." Kurios: In den unteren Klassen wird das Spray gar nicht verwendet. "Aber es funktioniert auch ohne", sagt Gärtner. Denn erfahrungsgemäß werde vieles aus den Profiligen in den Amateurklassen übernommen. Das gelte laut Gärtner sowohl für Wohlverhalten, als auch für Unsitten.

 Selten geworden: der Bier-Meter für zehn Flaschen/Gläser.

Selten geworden: der Bier-Meter für zehn Flaschen/Gläser.

Foto: AB

Nicht nur im Fußball spielt die Einheit Meter, die exakt heute vor 140 Jahren mit der Unterzeichnung der Internationalen Meterkonvention von zunächst zwölf Staaten gefestigt wurde, eine große Rolle. Im Dormagener Alltag findet sich die Maßeinheit in ganz unterschiedlichen Bereichen wieder. Zum Beispiel in Ariane Pionteks Stoff-Boutique "Fadenlauf" an der Kölner Straße. Fachkraft Maren Korth hat auf dem Verkaufstresen stets in Reichweite einen langen Holzstab liegen - eines ihrer wichtigsten Arbeitsmittel. "Eine Meter-Elle", erklärt sie. Mit dem geeichten Maß-Stab misst sie Stoffe für die Kunden ab. "Nähen liegt voll im Trend", weiß Korth. Derzeit werden bei "Fadenlauf" dazu wöchentlich acht Kurse angeboten. Individuelle Kleidungsstücke seien ebenso gefragt wie einzigartige Accessoires aus eigener Herstellung. Die Einheit "Meter" ist auch in einem Regal gleich rechts vom Eingang stark vertreten. "Neben Bändern gibt es zum Beispiel sogar Reißverschlüsse als Meterware."

In Kneipen gilt das - zunehmend seltener - mitunter für Gerstensaft, der in Bier-Metern mit zehn Gläsern oder Flaschen unters durstige Volk gebracht wird. Und bei Stadtfesten manchmal für Würstchen, die als Kette von einem Meter Länge verkauft werden. Doch das ist mehr ein Gag. Warum, erläutert Ralf Werres von der Fleischwaren-Firma Struzina-Rauschen mit Sitz u.a. an der Kruppstraße in Hackenbroich, die auf dem Dormagener Wochenmarkt "Oberschlesische Spezialitäten" anbietet. "Würste sind in der Regel unterschiedlich dick. Deshalb verkaufen wir nur nach Gewicht", sagt Werres. Ginge es bei der Wurst nur nach Länge, würde wahrscheinlich eine Seite ein schlechtes Geschäft machen - der Händler oder der Kunde. Bei der Stadtmarketing- und Verkehrsgesellschaft Dormagen (SVGD) sieht das ganz anders aus. Zu deren Aufgaben gehört das Kassieren der Gebühren auf diversen Märkten in der Chemiestadt. Und da geht es klar nach Länge, die in bare Münze umgerechnet wird. "Auf dem Wochenmarkt kostet ein Standmeter inklusive Steuern zurzeit 3,50 Euro", berichtet Guido Schenk, Leiter Stadtmarketing. Marktmeister Werner Marks hat die Dimensionen der alteingesessenen Stände im Kopf; kommen neue hinzu, rückt er mit Zollstock oder Maßband an. Gleiches gelte, wenn der Eindruck bestehe, ein Händler habe seinen Stand ausgeweitet.

Der Standmeter ist in Dormagen übrigens von unterschiedlichem Wert. Im Gegensatz zum Wochenmarkt schlägt er bei anderen Veranstaltungen stärker zu Buche. Beim Stadtfest beläuft sich der Tarif pro Standmeter laut Schenk derzeit auf 17 Euro. Und bei den City-Flohmärkten gibt es die "Drei-Meter-Einheit": Ein Stand von dieser Länge wird mit 25 Euro berechnet.

(NGZ)
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