Dormagen Ex-CDU-Chef Heryschek bekommt Job bei der Wirtschaftsförderung

Dormagen · Der 32-Jährige kümmert sich ab März in der neuen SWD um Fachkräftesicherung in der heimischen Wirtschaft. Sein Ratsmandat gibt er zurück. Kritik gibt es aus der Politik.

Dormagen: Ex-CDU-Chef Heryschek bekommt Job bei der Wirtschaftsförderung
Foto: Berns Lothar

Vor gut neun Monaten hatte André Heryschek noch den Landtag im Visier, sah seine berufliche Zukunft als Berufspolitiker. Seit gestern ist seine politische Laufbahn (vorerst) zu Ende. Der 31-Jährige informierte gestern Abend die Mitglieder der Großen Fraktion der CDU von seinem Ausstieg aus der Kommunalpolitik und der beruflichen Rückkehr ins Rathaus. "Ich lege eine Politik-Pause ein und will mich künftig verstärkt um meine Familie und um mein Ehrenamt beim TuS Hackenbroich kümmern", sagt er. Zugleich wagt er den beruflichen Neuanfang: Am 1. März wechselt Heryschek zur Stadt Dormagen und dort in die neue Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dormagen (SWD). Sein Aufgabengebiet wird künftig die Fachkräftesicherung in der heimischen Wirtschaft sein und die Akquise von Fördermitteln aus Land, Bund und EU. Die Reaktionen in der Opposition auf diese Personalentscheidung reichen von Verwunderung bis Empörung: "Das ist Klüngel hoch drei", wettert Zentrums-Politiker Hans-Joachim Woitzik. "Da wird eine Stelle geschaffen, die nicht benötigt wird."

Aktuell ist Diplom-Verwaltungswirt Heryschek beim Bundesverwaltungsamt in Köln beschäftigt. Er war zuletzt als möglicher neuer Leiter des Stadtmarketings gehandelt worden. Michael Bison, neuer Geschäftsführer der SWD, entschied sich unter 22 Bewerbungen jedoch für Thomas Schmitt. Jetzt wird Heryschek doch sein Mitarbeiter. Bison: "Ich habe mich im Sauerland drei Jahre lang mit dem sehr wichtigen Themenbereich Fachkräftesicherung beschäftigt. Ich wollte jetzt noch einmal kurzfristig aktiv werden, daher haben wir das Bewerberfeld für die Position des Stadtmarketing-Leiters gesichtet und nach jemandem gesucht, der über Ortskenntnisse verfügt und die Unternehmen kennt. Heryschek ist die richtige Person."

Diese Entscheidung sorgt in der politischen Opposition für gemischte Reaktionen. Am schärfsten formuliert Hans-Joachim Woitzik (Zentrum) seinen Unmut: "Ein Unding! Das ist die Vollendung der Absprachen für die Große Koalition von CDU und SPD." Karlheinz Meyer (FDP) hofft, "dass er nach Qualifikation eingestellt wurde und nicht nach dem Parteibuch". Grünen-Fraktionschef Tim Wallraff ist Aufsichtsratsmitglied in der SWD. Er weist darauf hin, dass Heryschek "nicht in der Findungskommission saß, die Bison ausgewählt hat. Ich glaube daran, dass Bison die richtige Entscheidung getroffen hat. Aber ich werde ihn im Aufsichtsrat dazu befragen. Meine Tendenz ist wohlwollend, Heryschek hat definitiv Kompetenzen".

Heryschek war Vorsitzender der Jungen Union, Partei- und Fraktionschef der CDU. Er galt als eine der wenigen Nachwuchshoffnungen der Christdemokraten. Die vorläufige Krönung seiner Karriere war die Nominierung zum Landtagskandidaten der Dormagener CDU. Doch nachdem ihn die Fraktion bei einer wichtigen Abstimmung im Rat im Stich gelassen hatte, zog er die Reißleine, trat in der Folge als Fraktionsvorsitzender zurück und verzichtete auf die Landtags-Kandidatur. "In den letzten Monaten musste ich feststellen, dass das politische Feuer in mir lediglich nur noch loderte und nicht mehr brannte wie zuvor. Aber mein Gestaltungswille und meine ehrenamtliche Einsatzbereitschaft sind ungebrochen hoch."

(schum)
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