Dormagen Fans machen Parkplatz zur US-Automeile

Dormagen · Von illegalen Rennen distanzieren sich die "Cruiser", die sich jeden Freitag im Gewerbepark Top-West treffen. Bis zu 30 Oldtimer-Liebhaber zeigen dort ihre amerikanischen Gefährte. Im Mittelpunkt steht das Fachsimpeln. Ein Besuch.

 Bei diesem Anblick geht vielen Liebhabern das Herz auf: Fans der amerikanischen Autokultur treffen sich im Gewerbepark Top-West. Mit von der Partie: ein Ford Mustang und ein Plymouth Delivery. Beide natürlich Achtzylinder.

Bei diesem Anblick geht vielen Liebhabern das Herz auf: Fans der amerikanischen Autokultur treffen sich im Gewerbepark Top-West. Mit von der Partie: ein Ford Mustang und ein Plymouth Delivery. Beide natürlich Achtzylinder.

Foto: georg salzburg

Jeden Freitag röhren im Gewerbepark Top West die ganz dicken Motoren. Die "Cruiser" rollen mit ihren amerikanischen Straßenkreuzern an. Den "Schlitten" rückwärts eingeparkt, die Sonnenbrille aufgesetzt - und zack! ...Wird auch der Gartenstuhl aufgeklappt. Hans Blum dreht noch schnell das Radio leise, in dem gerade ein Song von Elvis Presley läuft, und nimmt neben seinem knallroten Chevrolet Delivery in der prallen Sonne Platz.

Nach kurzer Zeit kommen andere Fahrer mit ihren alten Schätzchen vorbei und verwandeln den Parkplatz gegenüber von "Subway" und "McDonald's" in eine Erlebnis-Meile für Fans der amerikanischen Autokultur. Wenn das Wetter mitspielt, fühlt sich mancher so, als sei er in Denver - nicht in Dormagen. "Wir haben uns über 15 Jahre bei ,Burger King' am Südring getroffen. Da kamen uns aber irgendwann zu viele japanische Neuwagen", erzählt Blum, der jetzt tiefenentspannt ist.

Mit solchen neumodischen Autos hat er nichts am Hut. Und erst recht nichts mit illegalen Rennen. "Wir halten uns an die 65-Meilen-Regel, fahren also nicht schneller als 110 Kilometer pro Stunde", sagt der Leverkusener. "Wir sind Cruiser, keine Rennfahrer. Alles ganz relaxed. Wir haben ein gutes Verhältnis zur Polizei", betont der 62-Jährige, der seinen Chevrolet vor ein paar Jahren in Los Angeles gekauft und viel Herzblut in die Aufbereitung gesteckt hat. Von Tuning spricht er nicht. "Die größte Veränderung ist der Achtzylinder-Vergasermotor. Der gehört für mich einfach dazu. Schnell fahre ich damit aber nicht."

Inzwischen sind fast 30 "Amis" auf dem Parkplatz versammelt - die meisten mit H-Kennzeichen. Auch der Düsseldorfer Godehard Fleiter reiht sein Plymouth Convertible Coupe von 1951 ein. "Ich bin ein Fan von zwanglosen Treffen wie diesen, zu dem ausschließlich amerikanische Oldies kommen. Mir geht jedes Mal das Herz auf", erzählt Fleiter, der seinen Plymouth mit vielen zeitgenössischen Gegenständen ausgestattet hat. "Mir kommt es auf die Gemütlichkeit an." Auf dem Parkplatz kennt man sich, schnell wird vor pompösen, glänzenden Chrompartien gefachsimpelt.

Ein etwas stärker motorisiertes Modell ist das von Jürgen Scherer: ein Plymouth PE02, Baujahr 1934. Das einzige Modell dieser Art in Deutschland, ein Liebhaberstück mit 240 PS. "Zum Cruisen. Nicht zum Rasen", sagt Scherer. Auch er betont: "Mit Autorennen haben wir nichts zu tun." Tatsächlich reizt beim Dormagener US-Autotreffen keiner seinen Motorblock so aus wie etwa in Köln, wo illegale Autorennen für Todesfälle gesorgt haben. "Ich weiß gar nicht, wie schnell mein Mustang wirklich fährt", sagt Friedhelm Fritz aus Neuss, der seinen schwarzen Ford von 1967 nur bei Sonnenschein ausfährt.

In den vergangenen Jahren hat er viel Zeit und Geld in die Restaurierung des Kult-Wagens gesteckt, der ursprünglich aus Kalifornien stammt. "Ich schraube gerne an dem Mustang, weil dort noch relativ wenig Elektronik verbaut ist und ich fast alles selbst machen kann. Ersatzteile sind aber rar", berichtet Fritz, der deshalb viele Kontakte zu anderen Sammlern pflegt.

Immer wieder kommt er mit neuen Menschen ins Gespräch, entspannt wie Hans Blum und die anderen in der Sonne. Sicher auch nächsten Freitag wieder - vorausgesetzt das Wetter spielt mit.

(NGZ)
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