Dormagen Flaschenpost ist 53 Monate unterwegs

Dormagen · Eine Düsseldorferin findet in Heerdt den Brief, den Tim Aschhoff 2013 bei Zons in den Rhein geworfen hatte.

 Alexa Hahn zeigt Tim Aschhoff die Flaschenpost, die in Heerdt (im Hintergrund) angespült wurde.

Alexa Hahn zeigt Tim Aschhoff die Flaschenpost, die in Heerdt (im Hintergrund) angespült wurde.

Foto: kds

Es ist ein ganz normaler Spaziergang für Alexa Hahn. Sie hat an jenem Tag in der vergangenen Woche wieder Leon an der Leine, den vier Jahre alten Deutschen Schäferhund, der etwas wild, aber verspielt ist. Die 36-Jährige hat einen großen Müllsack dabei, um etwas von dem Unrat aufzusammeln, den das Rhein-Hochwasser an das Ufer in Düsseldorf-Heerdt gespült hat. Plötzlich hält die junge Frau eine kleine Plastikflasche in der Hand, die ihr sofort auffällt: "Da ist was drin", sagt sie sich - in der Tat: Als sie zu Hause nach einiger Mühe und mithilfe eines Messers endlich den Verschluss geöffnet hat, fällt ihr ein zusammengerolltes Stück Papier entgegen. Alles klar: eine Flaschenpost!

Fein säuberlich ist dort notiert, wer wann und wo diese Post auf die Reise geschickt hat. Es war am 20. August 2013, als ein Tim aus Dormagen in Zons die Plastikflasche in den Rhein geworfen hat. "Die erste Flaschenpost meines Lebens", freut sich Alexa Hahn. Für sie ist klar, dass sie den Jungen ausfindig machen will. "Ich hatte natürlich keine Ahnung, wie alt er heute ist und habe erst mal auf Facebook nach ihm Ausschau gehalten." Ohne Erfolg. Dann postet Hahn ihren Fund bei Facebook im "Nett-Werk Düsseldorf". Ihre Suche wird weiter getragen, doch auch dort ohne Erfolg.

Unserer Redaktion gelingt es schließlich, Absender und Finderin zusammenzuführen. Tim Aschhoff, 15 Jahre alter Schüler des Leibniz-Gymnasiums in Hackenbroich, ist der Junge, der vor viereinhalb Jahren die Flaschenpost abschickte. "Ich kann mich gar nicht mehr so recht daran erinnern", bekennt der schlaksige junge Mann. Nach einigem Nachdenken dann: "Das muss im Rahmen der Ferienspiele des WSC Bayer Dormagen gewesen sein", glaubt Tim, "da habe ich das mit einem Freund wohl gemacht." Nicht zum ersten Mal: "Im Urlaub mit meinen Eltern auf verschiedenen Nordsee-Inseln habe ich öfter Flaschenposten ins Meer geworfen. Eine Antwort habe ich nie erhalten." Aber jetzt.

Es ist saukalt am Rhein und der Wind pfeift nur so um die Ohren. Alexa Hahn wartet schon mit Leon, der brav "Platz" macht. "Da hinten habe ich die Flasche gefunden", zeigt sie auf die Stelle in Höhe des ehemaligen Dominikus-Krankenhauses, an der jetzt noch reichlich Holz, Zweige und Gerümpel liegen. Das Hochwasser hat sich aber schon deutlich zurückgezogen. Hahn zeigt Tim Aschhoff den Zettel, der jetzt von einer Plastikhülle geschützt wird. Darauf hatte der damals Zehnjährige noch eine kleine Zeichnung gemalt. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Flaschenpost so nah gefunden wird", sagt er, "denn so richtig weit ist sie ja nicht gekommen." Das findet auch Alexa Hahn: "Freunden, die ich davon erzählt habe, haben gelacht: von Zons nach Heerdt."

Es ist einfach zu kalt, das Treffen daher kurz. Und Leon möchte jetzt endlich gerne spielen. Alexa Hahn fragt Tim, ob er den Brief haben möchte. "Nein, du kannst ihn behalten", entgegnet er. Die 36-Jährige steckt die Flaschenpost-Premiere gerne ein - die beiden kleinen Muscheln, die Tim damals hinzu gegeben hatte, hat sie bereits zu Hause gelassen. Die erste Flaschenpost ihres Lebens bekommt einen besonderen Platz.

(schum)
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