Dormagen Flüchtlinge ziehen ins "Bullenkloster"

Dormagen · Die Stadt Dormagen richtet das acht Jahre leer stehende Ex-Wohnheim für Bayer-Mitarbeiter in der Nähe der Römer-Therme für Flüchtlinge her. Bis Freitag um 18 Uhr müssen die Wohnungen für 200 Asylsuchende fertig sein.

Bis Freitag um 18 Uhr muss die Stadt Dormagen eine Unterkunft für 200 weitere Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Zu der Unterbringung dieser Anzahl an Asylsuchenden ist der Rhein-Kreis Neuss von der Bezirksregierung aufgefordert worden. Wie Bürgermeister Erik Lierenfeld gestern auf einer Pressekonferenz verkündete, werden die 200 Flüchtlinge im so genannten "Bullenkloster", dem ehemaligen "Bayer-Wohnhaus", ihre vorübergehende Heimat finden, bevor sie auf andere Städte verteilt werden. "Das ist die Alternative zur möglichen zweiten Notunterkunft", sagte Lierenfeld, der Vollzug meldete, auch wenn "der Schlüssel noch nicht übergeben" sei.

Kreisdirektor Dirk Brügge, Leiter des kreisweiten Krisenstabs, dankte der Stadt für ihre Bereitschaft und die "hervorragende Arbeit auch in der ersten Flüchtlings-Unterbringung". Er hoffe darauf, dass Covestro als Eigentümer des Gebäudes die Zusagen schnell umsetze. Im Gegensatz zur Notunterkunft an der Beethovenstraße, wo die medizinische Untersuchung und die Erstregistrierung vor der Aufnahme anstehen, sollen die Flüchtlinge, die ins Hochhaus, Am Wäldchen 2, kommen, beides bereits in Grevenbroich hinter sich haben, möglichst auch das Röntgen und die Impfung. Diese Praxis könnte auch das Kreisgesundheitsamt entlasten, dessen Mitarbeiter dann nicht mehr zu den verschiedenen Standorten fahren müssten. "Die bisherige Vorgehensweise war da wenig zielführend", betonte Brügge.

Im Gebäude "C 29"an der Ecke der Straßen "An der Römerziegelei" und "Am Wäldchen" wohnten bis vor acht Jahren Mitarbeiter der Bayer AG, seither stand es leer. Daher stehen in den nächsten beiden Tagen noch einige Instandsetzungsarbeiten in den 100 zum Teil noch gut möblierten Appartements an, wie Beigeordnete Tanja Gaspers, die den Flüchtlings-Krisenstab in Dormagen leitet, erklärte: "Die Wasserversorgung war abgeklemmt und muss zum Teil erneuert werden." Auch der Brandschutz muss sichergestellt werden. Die Stadtverwaltung hat eine erste Belegungsplanung ebenso erstellt wie ein Personalkonzept und die Betreuung und Verpflegung. "Da konnten wir auf unsere guten Erfahrungen in der Notunterkunft zurückgreifen", so Gaspers. Da nicht bekannt ist, wann wie viele der 200 Flüchtlinge ab Freitag um 18 Uhr eintreffen, sind diese Pläne rund um die Uhr angelegt, wie die Beigeordnete bestätigte.

"Die Stadt wollte das Gebäude schon länger für eine Flüchtlingsunterkunft mieten", erklärte Lierenfeld. Nach dem Eigentümerwechsel zum 1. September fanden nun erfolgreiche Gespräche mit Covestro, ehemals Bayer Material Science, statt. Die Seveso-Richtlinie zur Abstandswahrung zu Industrieunternehmen gilt trotz des nahen Chemparks nicht, da für das Wohngebäude Bestandsschutz gilt - für bis zu 208 Bewohner. "Wir haben ebenso wie der Rhein-Kreis und die Bezirksregierung Köln dem Unternehmen zugesagt, dass wir bei neuen Entwicklungen des Chemparks das Gebäude sofort räumen würden, wenn es sonst Schwierigkeiten gäbe", sagte der Bürgermeister.

(NGZ)
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