Dormagen Freiwilligen-Arbeit breiter aufstellen

Dormagen · Wenn die Freiwilligen-Agentur die Beratungsarbeit des Büros für bürgerschaftliches Engagement übernehmen soll, müsste sie besser mit Personal ausgestattet werden. Erste Kooperations-Gespräche mit der Stadt laufen.

Die Freiwilligen-Agentur Dormagen, die seit 1999 viele engagierte Frauen und Männer an Institutionen und Anbieter von Ehrenamt vermittelt, könnte weitergehende Beratungsarbeit übernehmen. Diese war bisher auch vom Büro für bürgerschaftliches Engagement ausgegangen, das Ende Januar mit dem Ruhestand von Heinz Pankalla aufgelöst wurde (die NGZ berichtete).

Im Schnitt der vergangenen fünf Jahre sind aus 90 Infogesprächen, davon 85 Beratungen, in der Freiwilligen-Agentur dann 82 Vermittlungen in ein Ehrenamt entstanden, davon waren 35 Neuvermittlungen.

"Wir unterstützen die Ehrenamtlichen auch bei Fragen des Versicherungsschutzes und der Auslagenerstattung", erklärt Dagmar Drossart, mit einer 20-Stunden-Stelle die einzige Hauptamtliche der sechs Mitarbeiter der Freiwilligen-Agentur in Trägerschaft des Diakonischen Werkes Rhein-Kreis Neuss. "Die Stadt Dormagen bezuschusst die Raumkosten der Agentur im Schümmerhof in Horrem zu 90 Prozent", erklärt Stadt-Pressesprecher Harald Schlimgen.

Seit Ende Januar sind zwei Ansprechpartnerinnen in der Stadtverwaltung Anlaufstelle für Ehrenamtler. So leiten Marion Stimmel-Schreiber im Bürgermeisterbüro und Jutta Warstat von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, deren Arbeitszeit um neun Stunden aufgestockt wurde, konkrete Vermittlungsanfragen an die Freiwilligen-Agentur weiter. "Die ersten Anfragen sind aus dem Rathaus bei mir gelandet", erklärt Drossart.

Diese Lotsenfunktion geht SPD-Bürgermeister-Kandidat Erik Lierenfeld nicht weit genug: "Es geht mir vor allem um die strategische Ausrichtung, um Konzepte, wie noch mehr Menschen für das wichtige Ehrenamt gewonnen werden können", sagt Lierenfeld. "Wir müssen mehr ins Ehrenamt investieren." Für die CDU sind die durch den Wegfall des Bürgerschafts-Büros eingesparten 100 000 Euro ein Erfolg. Parteichef André Heryschek sagt: "Wir stehen für die Förderung des Ehrenamtes, das an seine Grenzen stößt. Aber wenn man mehr Geld dort investieren will, muss man auch sagen, an welcher anderen Stelle man es wegnehmen will."

Pankalla hatte errechnet, dass Ehrenamtler in Dormagen 13 Millionen Euro im Jahr "erwirtschaften" — das entspräche 249 Vollzeitstellen. Strategische Weiterentwicklung reicht von der Förderung kurzfristiger Projektarbeit bis zu flexiblen Formen, mit denen auch jüngere Ehrenamtliche motiviert werden. Für die Strukturarbeit bleibt bei Beratung und Vermittlung wenig Zeit, sie ist auch nicht zum Nulltarif zu erhalten.

Stadtpressesprecher Harald Schlimgen hatte bestätigt, dass die Stadt vermehrt mit der Freiwilligen-Agentur zusammenarbeiten möchte. Bernd Gellrich, Vorsitzender des Diakonischen Werkes Rhein-Kreis Neuss, weist darauf hin, dass die Kooperations-Gespräche noch laufen. Generell könnte er sich eine Ausweitung vorstellen. "Wir können das gern umsetzen, wenn die Stadt das wünscht und sich weiter beteiligt", sagt Gellrich. Die Stadt müsste sich dann an den erhöhten Personalkosten beteiligen.

(NGZ)
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