Dormagen Friedhofsfläche soll Gewerbegebiet werden

Dormagen · Mehr als jeder zweite Dormagener wünscht sich, in einer Urne beigesetzt zu werden. Dadurch brauchen Friedhöfe weniger Flächen.

Die Entwicklung weg von der klassischen Erdbestattung hin zum Urnengrab ist ein Thema, das Gottfried Koch beschäftigt. Der Leiter der Technischen Betriebe, die auch für Dormagens Friedhöfe zuständig sind, legt am kommenden Dienstag in der Ratssitzung den Stadtverordneten erstaunliche Zahlen vor. Zahlen, die auch den Planungsbereich und die weitere Stadtentwicklung berühren. Denn weil sich immer mehr Dormagener zu Lebzeiten entscheiden, nach ihrem Tod nicht mehr in einem Sarg und Erdgrab bestatten zu werden, sondern in einem platzsparenden Urnengrab, werden bald immer mehr Friedhofsflächen nicht mehr für ihre eigentliche Nutzung benötigt. "Was dann passiert, ist eine politische Entscheidung", sagt Koch.

Eine ist bereits getroffen, denn die große Erweiterungs- und Reservefläche für den Hauptfriedhof an der Mathias-Giesen-Straße ist bereits aufgegeben. Die aktuellen Zahlen belegen gerade dort die Richtigkeit dieses Beschlusses: Mit 66 Prozent entscheiden sich so viele Dormagener in der Stadtmitte wie in sonst keinem anderen Ortsteil für die Urnenbestattung. Das schafft Platz. Weil diese Erweiterungsfläche an das Gewerbegebiet Top West grenzt, ist eine entsprechende gewerbliche Nutzung abzusehen. In den anderen Ortsteilen dürfte dies eher auf eine Wohnnutzung hinauslaufen.

Im vergangenen Jahr gab es insgesamt 562 Bestattungen in Dormagen. Davon waren 232 (41 Prozent) Erdbestattungen und 330 (59 Prozent) Urnenbestattungen. Zum Vergleich: 2008 lag der prozentuale Anteil der Urnenbestattungen noch bei 45 Prozent. In einer NGZ-Umfrage in dieser Zeit sagten sogar 78 Prozent, dass sie sich eine solche Bestattungsform vorstellen können.

Die Gründe für diesen Trend liegen auf der Hand: Die Urnenbestattung ist kostengünstiger, vor allem was die Folgekosten betrifft, und immer mehr Angehörige scheuen den persönlichen Pflegeaufwand. Das bestätigt der Dormagener Bestatter Michael Wegener: "Der Trend ist unverkennbar. Es gibt verstärkt Nachfragen nach alternativen Besetzungsmöglichkeiten." Wie den Friedwald oder Kolumbarien. Bei letzteren handelt es sich um ein Bauwerk mit Nischen, in denen die Urnen nach der Feuerbestattung untergebracht werden. Diese Möglichkeit gibt es nicht in Dormagen, "die Stadt sperrt sich aus Furcht vor Sprayern", sagt Wegener. In der Zonser Heide besteht allerdings die Möglichkeit, die Urne in einer ländlichen Umgebung beizusetzen. Daher fällt dort der prozentuale Ansatz der Urnenbestattungen mit 82 am höchsten in der Stadt aus.

Laut Gottfried Koch arbeitet die Stadt an einem neuen Friedhofsentwicklungsplan, der neben einer Digitalisierung aller Grabstellen (rund 21 000) auch Trends und Möglichkeiten aufzeigen soll. Zum Beispiel "Bestattungsgärten". Nach dieser Idee, so Koch, können Steinmetze oder Gärtner Teile eines Friedhofs übernehmen, sie speziell gestalten und die Pflege übernehmen. "Bislang gab es dafür aber kein Interesse. Vielleicht machen wir das selbst und gründen dazu einen Betrieb gewerblicher Art."

(NGZ)
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