Interview: Hans-Dieter Lehnhoff, Inhaber des Ring Centers "Gejammer der Händler muss aufhören"

Dormagen · Die (Führungs-)Krise in der Werbegemeinschaft Stadt Dormagen (WSD) missfällt Hans-Dieter Lehnhoff. Er fordert eine starke Händlergemeinschaft, die die Interessen aller, die in der City arbeiten, kraftvoll nach außen vertritt.

 Hans-Dieter Lehnhoff hat 1999 das Ring Center erworben. Der Einzelhandelsprofi, der in Anstel lebt,ist seit Jahren in der WSD engagiert.

Hans-Dieter Lehnhoff hat 1999 das Ring Center erworben. Der Einzelhandelsprofi, der in Anstel lebt,ist seit Jahren in der WSD engagiert.

Foto: Linda Hammer

Herr Lehnhoff, ist die Kölner Straße noch zu retten?

Lehnhoff So lange das Ring Center unter meiner Leitung steht, wird die Innenstadt florieren. Ich werde es nicht zulassen, dass die Innenstadt tot geredet oder tot geschrieben wird. Wir haben mit den Eigentümern der Immobilie "Ring Center" eine Zusammenarbeit für weitere 15 Jahre vereinbart. Diese beinhaltet Investitionen am Gebäude, aber auch eine weitere Attraktivitätssteigerung unserer Verkaufsflächen. So werden wir im Frühjahr 2015 die größte Markenwäsche-Abteilung zwischen Köln und Düsseldorf einrichten.

Eine selbstbewusste Einschätzung. Schenkt man zumindest einem Teil der Händler Glauben, sieht es nicht so gut aus...

Lehnhoff Wir haben nicht nur Kunden aus Dormagen, sondern auch sehr viele Kunden aus Neuss, Grevenbroich, Rommerskirchen und dem Kölner Norden. Richtig ist, dass die Bedingungen für den stationären Einzelhandel schwieriger werden. Stichwörter: Internetverkauf und Verkaufsflächenexplosion in unserer Region. In der Vergangenheit wurden uns Innenstadthändlern verschiedene Großprojekte wie Rathaus-Galerie, Kinocenter und aktuell Fachmarktzentrum "Zuckerfabrik" durch die Politik schmackhaft gemacht. Diese "Magneten" sollten uns neue Kundenströme in die Innenstadt bringen. Die Erfahrung hat uns jedoch eines Besseren belehrt. Mehr Einzelhandelsflächen bedeuten keineswegs mehr Umsatz für alle, sondern führen letztendlich zu einer Schwächung, wenn die Umsätze nicht mehr reichen, die notwendigen Erträge zu erzielen, um investieren zu können.

Sie sehen die Rathaus-Galerie kritisch?

Lehnhoff Keineswegs. Die Rathaus-Galerie ist städtebaulich sicherlich eine Bereicherung und wichtig für die Dormagener Innenstadt. Wenn jedoch große Filialisten wie Mensing, Strauss Innovation, Weltbild oder Baby-Walz dort keinen Erfolg hatten, so verdeutlicht das doch, dass die Bäume in Dormagen, was das Kundenpotenzial anbelangt, nicht in den Himmel wachsen. Der Mieterbesatz in der Rathaus-Galerie müsste um einen leistungsfähigen Supermarkt und daran angegliedert Feinkostgeschäfte erweitert werden, um dem Bedarf und den Wünschen von vielen Kunden zu entsprechen.

Kollegen von Ihnen schimpfen immer wieder über das kommende Fachmarktzentrum...

Lehnhoff ... wenn es denn kommt...

...wir unterstellen das jetzt einmal, weil schließlich das Planverfahren in Gang gesetzt wurde. Was soll damit erreicht werden?

Lehnhoff Das Gejammer muss aufhören! Der Ratsbeschluss zum Fachmarktzentrum ist ein Fakt. Jetzt geht es darum, wie wir Innenstadthändler und Dienstleister damit umgehen. Wichtig ist, dass eine vernünftige Anbindung an die südliche Kölner Straße erfolgt. Sollte es dort wirklich zu einer nennenswerten Kundenfrequenz kommen, werden wir vom Ring Center mit kreativen Ideen dafür sorgen, dass die Kunden von dort auch in die City kommen.

Müssen sich die Innenstadthändler nicht auch an die eigene Nase fassen anstatt nur zu klagen?

Lehnhoff Natürlich, klagen bringt niemanden weiter. Ich vertrete zwar klar die Interessen meines Unternehmens, sehe aber auch eine Verpflichtung der Innenstadt als Ganzem gegenüber. Mein Eindruck ist aber, dass sich zurzeit zu viele Organisationen um das Thema Innenstadt bemühen.

Was fehlt denn?

Lehnhoff Insgesamt eine bessere Zusammenarbeit, und was die WSD betrifft, eine bessere Öffentlichkeitsarbeit.

Wie sieht Ihre Wunsch-WSD aus?

Lehnhoff Eine funktionierende WSD soll die Interessen der Händlerschaft und Dienstleister im Sinne einer für alle funktionierenden Innenstadt gegenüber Politik, Verbänden und Medien vertreten. Die Vorteile einer lebendigen Innenstadt müssen mit geeigneten Marketingmaßnahmen besser herausgestellt werden. Dabei geht es nicht nur um den Handel, sondern um alle in der Innenstadt ansässigen Institutionen: Rathaus, Gastronomie, Banken, Ärzte und nicht zuletzt der Einzelhandel sorgen für eine vitale und lebenswerte Innenstadt.

Gibt es in der Innenstadt ein Parkplatz-Problem, so wie mitunter behaupt wird?

Lehnhoff Grundsätzlich verfügen wir in der Innenstadt über ausreichende Parkplätze, die jedoch gebührenpflichtig sind, während die Parkplätze im Top-West-Gebiet kostenlos sind. Dies ist ein Standortnachteil für uns. Daher bin ich Bürgermeister Erik Lierenfeld sehr dankbar, wenn er sich dafür einsetzt, in der Adventszeit an den Samstagen und am offenen Sonntag kostenloses Parken in der Innenstadt anzubieten.

Was erwarten sie von der Klausur, zu der Bürgermeister Erik Lierenfeld eingeladen hat?

Lehnhoff Unter seiner Moderation sollten sich an der Innenstadt interessierte Händler zu einem Team zusammenschließen und neue Konzepte erarbeiten. Die Vorzüge der Innenstadt müssen herausgestellt werden.

Wären Sie bereit, sich erneut in der Werbegemeinschaft zu engagieren?

Lehnhoff Ja, aber nicht als Vorsitzender.

KLAUS SCHUMILAS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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