Dormagen Gottes froher Multimedia-Botschafter

Dormagen · Norbert Fink ist der neue katholische Jugendseelsorger für die Dekanate Kreis Neuss und Stadt Düsseldorf. Er widerlegte bei der Präsentation seines Buches sämtliche Vorurteile über angeblich unmoderne und rückständige Kirchenvertreter.

 "Hallo Welt, hier Kirche" heißt das erste Buch von Jugendseelsorger Norbert Fink, das er jetzt im Römerhaus an St. Michael vorstellte.

"Hallo Welt, hier Kirche" heißt das erste Buch von Jugendseelsorger Norbert Fink, das er jetzt im Römerhaus an St. Michael vorstellte.

Foto: Lothar Berns

Was hat der Film "E.T." mit Jesus Christus zu tun? Eine ganze Menge, findet Norbert Fink, der neue katholische Jugendseelsorger für die Dekanate Kreis Neuss und Düsseldorf. E.T., ein Wesen aus einer anderen Welt, kommt auf die Erde, wird in einem Schuppen gefunden, lehrt die Menschen den Respekt vor der Schöpfung, wird verfolgt, stirbt - und fährt am Ende in den Himmel auf. Na, woran erinnert Sie das?

Fink lieferte seinen gut 70 Zuhörern im Römerhaus eine ganze Menge Belege für Parallelen von Filmhandlungen und Religion, denn Kino und Glauben gehören zu seinen Steckenpferden. Doch das ist nur eines von vielen Interessensgebieten des Geistlichen, den man guten Gewissens als "Gottes frohen Multimedia-Botschafter" bezeichnen kann. Der 42-Jährige jedenfalls nutzt viele Kanäle zur Verkündigung von Gottes Wort - darunter Fernsehauftritte, eigene Videos, die er im Internet veröffentlicht, und selbst getextete Rap-Songs. Hinter all dem steckt seine Überzeugung: Wer die Frohe Botschaft verbreiten will, darf sich nicht in Kirchen und Pfarrhäuser zurückziehen, sondern muss auch auf die zugehen, die eher auf Youtube surfen als auf der Vatikan-Website. Seinen ersten Rap habe er einfach ins Netz gestellt, ohne Erlaubnis des Erzbischofs übrigens. Kardinal Rainer Maria Wölki habe ihn dann prompt beim nächsten Treffen mit "Da ist ja mein Rapper-Priester" angesprochen. Ob er denn das Video selber angeschaut habe, wollte Fink daraufhin vom Kardinal wissen. "Ja. Drei Mal. Weiter so", habe der geantwortet. "Das war dann die nachträgliche Erlaubnis", erzählte der Pfarrer schmunzelnd.

Nach Dormagen war er gekommen, um sein erstes Buch vorzustellen. Eingeladen hatte ihn die Katholische Öffentliche Bücherei. "Hallo Welt, hier Kirche - von einem, der auszog, den Glauben zu rocken" heißt das Werk, das in Zusammenarbeit mit der Leverkusener Journalistin Kathrin Becker entstanden ist. In elf Kapiteln erzählt es unter anderem davon, wie Fink zum Theologiestudium kam, wie er den Glauben lebt und verbreitet - und von seinen teils erstaunlichen Gotteserfahrungen.

Der Jugendseelsorger las einige Passagen vor, ergänzte und erläuterte vieles auf unterhaltsame und humorvolle Art und Weise - und zeigte zwei Videos, die er gemeinsam mit dem Straberger Thomas May gedreht hat, der mit seiner Familie auch unter den Besuchern im Römerhaus war. Eines davon ist in Knechtsteden entstanden.

Eine Zuhörerin fragte gezielt nach Finks Fernsehauftritt bei RTL II. Vor laufenden Kameras hatte er dort Model und Reality-Show-Darstellerin Daniela Katzenberger und Lucas Cordalis, Sohn des Schlagersängers Costa Cordalis, getraut. Dazu hatte es auch kritische Stimmen gegeben. Das Sakrament der Ehe beim Sender mit dem Schmuddelimage? Und dann noch mit der Klischee-Blondine? Ob er sich da nicht vor den Karren von RTL II spannen ließe, sei er gefragt worden, erzählte Fink. Er konterte mit einem entwaffnenden Argument: "Wann predigt man schon mal vor zwei Millionen Zuschauern? Schafft doch sonst nur der Papst. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen." Zumal Kirche bei RTL II normalerweise nie vorkomme, "sondern nur Sendungen mit Bikini oder ohne Bikini", wie Fink grinsend anmerkte.

So aber schon. Zudem hätten die Trauung überwiegend Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren verfolgt - ein Publikum, das von der Kirche eher schwer zu erreichen ist. Der Pfarrer gab aber zu, dass er gezögert habe, als über eine Facebook-Gruppe von Geistlichen gefragt worden sei, wer das Paar im TV trauen wolle. "Ich habe erstmal abgewartet, was die Anderen machen. Aber da kam nur: ,Nee, auf keinen Fall. Ich will schließlich Priester bleiben'." Da habe eben er zugesagt.

(ssc)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort