Dormagen Grüne: Mehr Frauen sollen Politik machen

Dormagen · Drei Männer sitzen für die Grünen im Stadtrat - von Frauenquote keine Spur. Jetzt gilt Jaroslava Voigt als neue Hoffnungsträgerin.

Dormagen: Grüne: Mehr Frauen sollen Politik machen
Foto: Berns Lothar

Die Zahlen sind ernüchternd: Ein Blick in den Ratssaal zeigt, dass lediglich jedes fünfte Ratsmitglied weiblich ist. Den neun Frauen stehen 35 männliche Kollegen gegenüber. Ganz bitter sieht es bei den Grünen aus: Bei der Partei, die bei ihrer Gründung 1979 eine Frauenquote beschloss, wonach mindestens die Hälfte aller Ämter weiblich besetzt sein sollen, sitzen im Dormagener Rat nur Männer. Eine Frau will das ändern: Jaroslava Voigt. An der Stadtverbandsspitze ist die Vorgabe immerhin erreicht, denn die 41-Jährige ist zusammen mit Michael Gehring seit Ende 2016 Sprecherin der Grünen und nun eine Hoffnungsträgerin für die Zukunft.

Dormagen: Grüne: Mehr Frauen sollen Politik machen
Foto: NGZ

Die schlechte Frauen-Quote gefällt dem Politik-Neuling nicht: "Dort besteht sicherlich Handlungsbedarf", sagt sie, "aber insgesamt geht es mir darum, mehr Menschen für ein Engagement in der Lokalpolitik zu gewinnen, egal welches Geschlecht." Bei den Dormagener Grünen ist die Zonserin allein unter Männern: Mit ihrem Sprecher-Kollegen sitzt sie unter anderem mit Tim Wallraff, Norbert Führes und Martin Pehe an einem Tisch, die die Dreier-Ratsfraktion bilden. In der vergangenen Wahlperiode war das noch anders, als Heike Grosser mitmischte und am Ende sogar die Fraktion leitete. Das ist lange her, und jetzt gilt Voigt als Hoffnungsträgerin, die aufgebaut werden soll. Das wird in der laufenden Wahlperiode wohl nichts mehr, denn sie will erst mal von den erfahrenen Hasen lernen und in den Betrieb hineinschnuppern, so als Sachkundige Bürgerin im Betriebsausschuss Eigenbetrieb. Aber in der neuen Wahlperiode ab 2020 möchte sie gerne den Sprung in den Rat schaffen. "Ich bin gekommen, um mich lange zu engagieren", sagt sie. Das Problem, jüngere Menschen sowie Frauen für die Kommunalpolitik zu gewinnen, haben nicht nur die Grünen. Die CDU ist aktuell immerhin mit fünf Frauen im Rat vertreten, Martina Busch-Engels, Tina Kühn, Alana Voigt, Sabine Prosch und Carola Westerheide machen gut 31 Prozent der christdemokratischen Ratsmannschaft aus. Bei der SPD sind es vier Frauen (Birgit Burdag, Jenny Gnade, Sonja Kockartz und Rotraud Leufgen), ein Anteil von knapp 27 Prozent. Frauen in den anderen fünf Fraktionen? Fehlanzeige! Ein Weg, um (weiblichen) Nachwuchs zu generieren, ist über die eigene Jugendorganisation. Bei der Jungen Union ist Katja Linek eine ambitionierte neue Vorsitzende, bei den Jusos gehört Anna Meinhardt zur Führungsriege. Immerhin.

Warum sich so wenige Frauen politisch engagieren, dazu hat Jaroslava Voigt, die als Rentenberaterin ein eigenes Büro in Düsseldorf hat, eine klare Meinung: "Frauen sehen sich oft zu selbstkritisch und zweifeln: Kann ich das überhaupt? Viele haben noch nicht erkannt, dass sie eine verantwortliche und verantwortungsvolle Rolle einnehmen können." Gleichberechtigung bedeutet für Voigt auch, dass Frauen abseits von Familie und Beruf eine eigene Rolle einnehmen können, ebenso wie das Männer für sich reklamieren.

(schum)
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