Dormagen Grundstücke: Vorrang für junge Familien

Dormagen · Kriterienkatalog sieht Vorteile für Familien mit minderjährigen Kindern und für Dormagener. Baugebiet Nievenheim als Prüfstein.

Dormagen: Grundstücke: Vorrang für junge Familien
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Wohnraum ist knapp, freie Grundstücke sind heiß begehrt. Allein bei städtischem Grund und Boden besteht eine hohe Nachfrage von Bauwilligen. "Wir haben in unserer Bewerber-Kartei rund 400 Interessenten", sagt Manfred Zingsheim, Mitarbeiter in der Bauverwaltung. Die tatsächliche Zahl dürfte ungleich höher sein, aber in den nächsten Jahren auch abnehmen, weil die Stadt zwei große Baugebiete erschließt. Zum einen startet schon bald Nievenheim IV mit 120 bis 150 Wohneinheiten, und im Anschluss sollen auf der Erweiterungsfläche des Malerviertels doppelt so viele Wohnungen entstehen. Doch wer kommt dort zum Zug? Die Stadt setzt (noch) auf einen Mindestgebotspreis. Ob dieses Verfahren das Richtige ist, dafür soll Nievenheim IV der Prüfstein sein.

Im Januar vergangenen Jahres hat der Stadtrat Vergaberichtlinien für den Verkauf von städtischen Baugrundstücken verabschiedet. Danach erhält in einem Bieterverfahren der Meistbietende den Zuschlag. Zingsheim: "Es gibt einen familienbezogenen Bonus, der das Angebot fiktiv erhöht." Ein Beispiel: Gibt ein Bewerber mit zwei Kindern ein Angebot von 300 Euro pro Quadratmeter für ein Baugrundstück ab, so erhöht sich dieses Angebot auf 340, weil zwei Mal 20 Euro pro Kind (unter 18 Jahren) hinzugerechnet werden. "Sollte es dann einen Gleichstand der Angebote geben, wird demjenigen der Vorzug gegeben, der seinen Hauptwohnsitz in Dormagen hat. Bei mehreren Bietern mit diesen Kriterien entscheidet das Los." Weitere Kriterien sind bislang nicht vorgesehen. Die Orientierung des Mindestgebots liegt am Bodenrichtwert. Ziel ist es letztlich, einen möglichst maximalen Erlös zu erzielen.

Die Stadt hat mit diesem Verfahren noch keine große Erfahrung gemacht, wie Zingsheim sagt. "Lediglich bei zwei kleineren Vorhaben in Delhoven und bei der Bebauung von aufgegebenen Spielplätzen. Nievenheim IV wird aufgrund der Größe des Baugebiets zu einem Härtetest." Auch in anderen Städten spielen Kriterien eine wichtige Rolle. So diskutiert aktuell die Stadt Meerbusch über einen neuen Kriterienkatalog. Die Verwaltung schlägt dort eine Punkteverteilung vor. Wer mindestens zwei Jahre in Meerbusch wohnt, erhält drei Punkte, Bewerber im Stadtteil des Baugrundstücks erhalten einen Punkt. Auch wer seinen Arbeitsplatz in Meerbusch hat, kann mit ein oder zwei Punkten rechnen. Für ein Kind unter 18 Jahren gibt es vier Punkte. Auch Abzüge sind möglich: Wer sich als Ein-Personen-Haushalt bewirbt, bekommt drei Punkte abgezogen. Interessant: Wer sich in Meerbusch ehrenamtlich engagiert, der kommt in den Genuss einen Bonuspunktes. Und wer das Haus, anders als zugesichert, nicht selbst nutzt, für den ist eine Vertragsstrafe fällig.

In Stein gemeißelt ist das aktuelle Vergabesystem nicht, sagt Zingsheim. "Es wird spannend sein zu sehen, wie es jetzt mit Nievenheim läuft. Gegebenenfalls müssen wir nachsteuern." Die Politik müsste dann mit Blick auf das nachfolgende Malerviertel einen veränderten Kriterienkatalog beschließen. Mit dem Anlaufen der Vermarktung von Nievenheim IV wird der Wohnungsmarkt in Bewegung geraten. Denn für die 80 städtischen Grundstücke bewerben sich in der Mehrheit Dormagener, die wiederum in der Stadt Wohnungen frei machen.

(schum)
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