Dormagen Hafen Stürzelberg - Drehscheibe für Aluminium

Dormagen · Von der Entwicklung des Silbersee-Areals würde auch der UCT-Terminal als trimodaler Umschlagplatz profitieren.

 Binnenschiffe in der Warteposition: An der Kaimauer des Stürzelberger Hafens warten die Lastkähne auf die Entladung. Momentan ein Riesenkran (hinten) hebt die schweren Lasten in die Container.

Binnenschiffe in der Warteposition: An der Kaimauer des Stürzelberger Hafens warten die Lastkähne auf die Entladung. Momentan ein Riesenkran (hinten) hebt die schweren Lasten in die Container.

Foto: Linda Hammer

Vom Rhein ist wenig zu sehen. Riesige Behälter von Maersk, der weltweit größten Containerschiff-Reederei, türmen sich auf und verstellen den Blick auf den Fluss und auf den Hafen in Stürzelberg. Dort hat die Firma UCT als Hafenbetreiber das Sagen. Dort liegt die Drehscheibe für Aluminium, das täglich in großen Mengen zu Alu Norf transportiert wird.

 Rhein-Impression.

Rhein-Impression.

Foto: Stephan Kaluzza/ Rheinprojekt-Edition

Wer ein wenig nördlich, bald an der Stadtgrenze zu Neuss, auf dem Rheindeich steht, kann von dort bequem das Treiben auf diesem bedeutenden regionalen Umschlagplatz beobachten. Meist liegen zwei, drei Binnenschiffe an der Kaimauer und warten darauf, dass sie zur Be- oder Entladung an die Reihe kommen. Ein Kran ist unablässig dabei, die tonnenschweren Ladungen aus den Schiffsbäuchen zu heben und in Container zu hieven. Ein zweiter Kran ist derzeit nicht einsatzfähig, nachdem er während des Orkans "Ela" eingeknickt ist. Die Kräne können bis zu 50 Tonnen anheben, was auch notwendig ist, weil die Aluminiumbarren selbst bis zu 32 Tonnen schwer sein können. Die kommen aus Island, Norwegen oder Russland nach Stürzelberg. Es ist das Hauptgeschäft von UCT. Rund eine Million Tonnen Aluminium werden bei UCT pro Jahr umgeschlagen. Hinzu kommen Güter, die im Container angeliefert werden: Bruchglas, Koks, Kies, Anoden und Graphit.

 Katharina Krins (15) geht gerne bei Zons am Rhein spazieren. Dort hat sie auch Last- und Passagierschiffe im Blick, die sie fotografiert.

Katharina Krins (15) geht gerne bei Zons am Rhein spazieren. Dort hat sie auch Last- und Passagierschiffe im Blick, die sie fotografiert.

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Historisch gesehen spielte der Stürzelberger Hafen eine Rolle: Schon Anfang des 19. Jahrhunderts ist er als Anlege- und Umschlagplatz überliefert. Das 2001 eingeweihte Treideldenkmal in Stürzelberg erinnert an die Zeit, in der vorwiegend starke Kaltblüter die Lastschiffe an langen Seilen über den Rhein zogen und sich die Bauern so ein Zubrot verdienten.

 Der Silbersee liegt versteckt hinter Büschen und Bäumen. Im Hintergrund ist das Industriegebiet Norf mit den Aluminiumwerken zu erkennen.

Der Silbersee liegt versteckt hinter Büschen und Bäumen. Im Hintergrund ist das Industriegebiet Norf mit den Aluminiumwerken zu erkennen.

Foto: Hammer, Linda (lh)

Wer vom Stürzelberger Hafen spricht, der muss auch den Silbersee nennen, der einen direkten Zugang zum Rhein hat - allerdings auf Neusser Seite und versperrt vom "Aalschocker". Als "Naherholungsgebiet" diente Anfang des 20. Jahrhunderts der 1911 ausgekieste Baggersee, der später den Namen Silbersee erhielt. Damals habe sich niemand Gedanken über die Stoffe gemacht, die die ehemalige Zinkhütte Nievenheim von 1913 bis 1971 als Schlamm in die Sickergruben zwischen der Aluminium-Industrie, dem Gewerbegebiet Delrath und dem Rhein leitete. Bei der Gewinnung von Zink und Eisen aus sulfidischen Erzen fiel auch Arsen an, das durch das Regenwasser ins Grundwasser gelangte.

 NGZ-Leser Burkhard Braun ist gerne mit seinen Hunden am Rhein unterwegs. Dabei gelingen ihm eindrucksvolle Fotos wie dieses.

NGZ-Leser Burkhard Braun ist gerne mit seinen Hunden am Rhein unterwegs. Dabei gelingen ihm eindrucksvolle Fotos wie dieses.

Foto: Picasa

Heute stellt sich die Situation rund um den Silbersee völlig anders da. Das Areal gilt als entscheidende Fläche der Stadt, um dort künftig Gewerbe anzusiedeln und so dringend benötigte Steuereinnahmen zu generieren. In intensiven Gesprächen zwischen RWE und den Städten Neuss und Dormagen kam es zur Einigung darüber, den Silbersee interkommunal zu nutzen. Langfristig ergibt sich die Möglichkeit, dort einen regional bedeutenden trimodalen Umschlagplatz zu entwickeln. Der Stürzelberger Hafen ist über den Containerterminal von UCT schon heute bestens ausgebaut und im Geschäft; womöglich ergeben sich durch den Rheinanschluss des Silbersees weitere Perspektiven. Die Industriebahn ist ebenso vorhanden und verbindet die zentralen Punkte: Hafen, das Industriegebiet Norf/Stüttgen und das Gewerbegebiet Delrath.

Das Sorgenkind Nummer eins bei dieser perspektivischen Sicht ist der Lkw-Verkehr. Die A 57 liegt in Reichweite, doch die Anschlussstellen Dormagen, Norf und Uedesheim liegen ungünstig. Die Bundesstraße 9 ist schon heute stark frequentiert. Die ideale Lösung - ein neuer Anschluss Delrath - scheitert bislang, weil die einzig möglich erscheinende Trassenführung in der Nähe eines Unternehmens liegt, das mit gefährlichen Gasen handelt. Der Bau einer neuen Zufahrt ist derzeit nicht in Sicht.

(NGZ)
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