Dormagen Heike Brugs Lamas entspannen Stressgeplagte

Dormagen · Die 56-Jährige bietet in Delhoven Auszeiten und Meditation mit Tieren an - für Burnout-Patienten, traumatisierte Kinder und Demente.

Annabell ist anlehnungsbedürftig. Bei dem fremden Besucher, der auf der Bank auf ihrer Weide Platz genommen hat, geht sie gleich auf Schmusekurs, lässt sich streicheln und knabbert zart am Schuh des Gastes herum. Ihr Fell ist durch die Sonnenstrahlen warm und fühlt sich angenehm weich an. Ihre 14 Artgenossen lassen sich nicht stören, knabbern Grashalme und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein. Wohlfühl-Atmosphäre herrscht auf dem weitläufigen Gelände des Begegnungszentrums Delhoven (Hauptstraße 87) - und daran haben Annabell und die anderen Lamas aus ihrer Herde entscheidenden Anteil.

Die Entspannungspädagogin Heike Brug und ihre Kollegin, die Krankengymnastin Ulrike Heins - sie haben sich bei der Kinderhospizarbeit kennengelernt - sind von der gesundheitsfördernden Wirkung der Lamas überzeugt. Ebenso wie ihre anderen Tiere, u.a. Ziegen und Schafe, setzen sie die sanftmütigen Vierbeiner bei Meditationen und Kursen ein. Alte Menschen, Behinderte, Demenzkranke, durch Missbrauch traumatisierte oder hochsensible Kinder - sie alle profitierten vom Zusammensein mit den Lamas, sagt Heike Brug. Die 56-Jährige berichtet von erstaunlichen Erfahrungen: "Wir hatten neulich einen an Demenz erkrankten Herren um die 80 hier, der sich mit den Lamas beschäftigt hat. Seine Familie hat uns erzählt, dass er danach wieder viel intensiver am Leben teilgenommen und zum Beispiel plötzlich wieder den Rasen gemäht hat." Autistische Kinder seien nach einem einzigen Besuch auf der Delhovener Weide wesentlich ruhiger und ausgeglichener geworden - und zwar nachhaltig. "Der Effekt hält oft drei bis vier Wochen an", sagt Brug.

Stressgeplagte, von Burnout bedrohte oder schon betroffene Menschen würden durch den Kontakt zu den Tieren ebenfalls gestärkt. "Wir verstehen uns als Zufluchtsort für erkrankte oder gehandicapte Menschen, bei denen keine schulmedizinischen Erfolge zu verzeichnen sind", erklärt Heike Brug. Ihre Tiere berührten die Seele, oft spiegelten sie in ihrem Verhalten sogar wider, was die Besucher gerade bewege.

Brug selbst hatte 2008 auf Sylt ihre erste Begegnung mit Lamas und war tief beeindruckt. "Das hat viel in mir bewegt und mich nicht mehr losgelassen", erzählt sie. Aus dem Wunsch, diese Erfahrung auch Anderen zu ermöglichen, wurde eine Lebensaufgabe. Sie kaufte auf Sylt die schwangere Stute Luisa, die später Rosi zur Welt brachte, und Luisas Sohn Triton - damit war der Grundstein für die Herde und für Brugs heutige Tätigkeit gelegt.

In den in der Regel zwei- bis fünfstündigen Seminaren, die teilweise über die Pflegekasse abgerechnet werden können, gibt es gewöhnlich eine etwa halbstündige Kennenlernphase, geführte Meditationen und viel Zeit für die Besucher, sich frei in Gegenwart der Tiere zu bewegen. Und wenn Annabell und Co. Lust haben, kommen sie von selbst zum Kuscheln.

(NGZ)
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