Dormagen Hindus feiern mit christlichen Bräuchen

Dormagen · Auch wenn sie Hindus sind und Weihnachten eigentlich gar nicht feiern, hat die Familie Ratnasingham aus Sri Lanka, die im Dormagener Ortsteil Horrem ihr Zuhause gefunden hat, einige Bräuche aus dem Christentum übernommen.

 Als Hindus feiern sie eigentlich kein Weihnachten, als "Horremer" dann doch ein wenig: Familie Ratnasingham aus Sri Lanka, (v.l.) Mutter Thadchayiny, Janalini (3), Bugalini (8), Vater Nagan und Girthiha (9).

Als Hindus feiern sie eigentlich kein Weihnachten, als "Horremer" dann doch ein wenig: Familie Ratnasingham aus Sri Lanka, (v.l.) Mutter Thadchayiny, Janalini (3), Bugalini (8), Vater Nagan und Girthiha (9).

Foto: Linda Hammer

"Ratnasingham" ist tamilisch und heißt übersetzt "Edelstein". Doch nicht nur deshalb mag es die fünfköpfige Familie aus Sri Lanka, deren Zuhause längst Horrem geworden ist, auch in der Wohnung etwas glitzernd. Und am Heiligabend besonders. Dann steht auch in deren Wohnzimmer ein Tannenbaum mit bunten Kugeln und Lichtern. "Dabei", sagt Vater Nagan, "feiern wir als Hindus gar kein Weihnachtsfest." Doch da die Töchter Girthiha (9), Bugalini (8) und Janalini (3) in Horrem zur Schule und in den Kindergarten gehen und dort natürlich Advents- und Weihnachtsbräuche genau kennenlernen, gehören Weihnachtsbaum und Plätzchenbacken unbedingt dazu — und Geschenke. Dazu hat sich die Familie eine Variante überlegt.

Denn die Präsente liegen nicht unterm Baum, sondern die verteilt Vater Nagan unregelmäßig während der Adventszeit. "Es sind Kleinigkeiten", erzählt er, die die Töchter von ihm und seiner Frau Thadchayiny bekommen. Für die beiden Mädchen, die bereits zur Schule gehen, ist auch das Wichteln sehr wichtig. Die Idee, den Namen eines Mitschülers zu ziehen und ihm eine kleine Überraschung zu kaufen, finden sie klasse. Seit April 1990 lebt Nagan in Deutschland, zunächst in Remscheid. Damals machte er in Wuppertal eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer. 2007 zog er nach Horrem, bildete sich weiter zum Krankenpfleger und arbeitet mittlerweile in einem Kölner Krankenhaus. Vor zwölf Jahren holte der Tamile seine Frau nach Deutschland. Zu Hause wird deutsch und tamilisch gesprochen.

Einmal pro Woche fährt Nagan seine Töchter nach Neuss — zum Tamilisch-Unterricht. "Dort wird auch über Gebräuche und Feste unserer Heimat gesprochen", erzählt Nagan. Eins davon ist das Erntedankfest, das die Tamilen am 14. Januar feiern. "Dann essen wir Produkte aus Reismehl mit verschiedenen Gemüsesorten", sagt Thadchayiny. Am 14. April feiern die Hindus dann ihr Neujahrsfest mit einem opulentem Mahl, zu dem die ganze Familie zusammenkommt. "Da dauern die Vorbereitungen drei bis vier Tage", sagt Nagan. Diesen Tag feiern die Ratnasinghams in Horrem eher in kleinem Rahmen, wenn überhaupt. "Je nachdem, was das für ein Wochentag ist, muss ich ja ganz normal arbeiten, die Mädchen müssen zur Schule", erklärt der Familienvater.

Daher haben sie es auch übernommen, das hiesige Silvester zu feiern. Die Kinder dürfen aufbleiben und punkt 24 Uhr werden Raketen gezündet. Ein Traum Nagans ist es, bald mal wieder nach Sri Lanka zu fahren und dort alle Verwandten zu besuchen. Doch zu fünft ist diese Reise auch sehr teuer. Besuch aus der Heimat ist aus diesem Grund auch nicht zu erwarten.

An den Weihnachtstagen wird Nagan sicher arbeiten. "Ich melde mich meist für den Dienst, da ich es meinen Kollegen, die Christen sind, ermöglichen möchte, ihr großes Familienfest zu feiern", erzählt er. Doch am 24. Dezember wird auch bei den Tamilen etwas Besonderes gekocht — und in besonderer Atmosphäre verspeist, neben einem Tannenbaum mit bunten Kugeln und Lichterketten.

(NGZ)
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