Dormagen Hundesterben in Rheinfeld

Dormagen · Zwei Hunde sind tot, mindestens sieben weitere müssen in einer Tierklinik behandelt werden. Alle sind mit einem Düngemittel in Kontakt gewesen. Eine Anwältin vertritt der Hundehalter. Kinder auf Bolzplatz gefährdet?

 Frank Gerstenberg, dessen Irish Setter "Stella" verendete, mit einer Bodenprobe, die er genommen hat und die nun untersucht wird.

Frank Gerstenberg, dessen Irish Setter "Stella" verendete, mit einer Bodenprobe, die er genommen hat und die nun untersucht wird.

Foto: Hans Jazyk

Trauer bei den Familien Gerstenberg und Feldkamp. Hoffen und Bangen bei mindestens sieben weiteren Familien. Ihre Hunde sind verendet oder liegen dem Tode nah in Tierkliniken. Allein Familie Feldkamp zahlte 1000 Euro Behandlungskosten für ihren Golden Retriever. Alle stammen aus Rheinfeld, alle waren an der gleichen Stelle, auf den Ausgleichswiesen am Rande des Neubauviertels, an dem Lindenkreuz und am Zugang zum Spiel- und Bolzplatz Kamillenweg.

"Sie alle haben sich vermutlich mit Ricin vergiftet", sagt Anwältin Carole-Christine Meyer, die ihre Kanzlei am Kamillenweg betreibt. Sie wurde von einer ganzen Reihe betroffener Hundebesitzer beauftragt. Das Düngemittel wurde von einem Fachunternehmen aus Heinsberg im Auftrag der Technischen Betriebe Dormagen (TBD) Mitte vergangener Woche auf den Obstwiesen ausgebracht. "Es handelt sich um ein zugelassenes Mittel, das aus Ricinusschrot besteht", erläutert TBD-Leiter Gottfried Koch. Die TBD lassen nun klären, ob der Dünger ordnungsgemäß hergestellt und von der beauftragten Firma sachgemäß ausgebracht wurde. "Offenbar waren an einigen Stellen Reste des Düngemittels liegen geblieben", schreibt die Stadt in einer Pressemitteilung. Meyer: "Möglicherweise ist der Stoff bei der Herstellung nicht genügend erhitzt worden."

"Ricin ist ein hochgiftiger Stoff, der seine Gefährlichkeit verliert, wenn er bei 100 Grad erhitzt und fein verstreut wird", so die Recherchen der Anwältin. Frank Gerstenberg, dessen Irish Setter "Stella" qualvoll verendete: "Einer der Arbeiter des Unternehmens hat zugegeben, dass ein Sack geplatzt war und ein Haufen liegen geblieben war. Daran hat Stella geleckt." Das Unternehmen soll nach Bekanntwerden der Vergiftungen eiligst zwei Männer nach Rheinfeld geschickt haben, die den Dünger kleinteilig verharkten. Eine Stellungnahme des Unternehmens war am Sonntag nicht zu erhalten.

Die Polizei hat das Gelände zunächst mit Flatterband abgesperrt und am Sonntag Warnschilder angebracht. "Wir bitten die Bürger, die abgesperrten Bereiche vorerst nicht zu betreten und ihre Tiere davon fern zu halten", appelliert Ordnungsamtsleiter Holger Burdag.

Bei Menschen kann der Dünger Hautreizungen verursachen, wenn er nicht sachgemäß in den Boden eingearbeitet wird. Offenbar kann man von Glück sprechen, dass keine Kinder zu Schaden kamen, denn das Düngemittel lag auch auf dem Weg zum Spiel- und Bolzplatz.

(NGZ)
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