Ngz-Serie Extra-Klasse Im Unterricht den Schülern Lust aufs Lesen machen

Dormagen · Die "Lesestunde" gehört bei den Fünft- bis Zehntklässlern der Gesamtschule zum Stundenplan wie Mathe oder Erdkunde.

Im Klassenraum der 10 b wird es sofort mucksmäuschenstill, nachdem sich Lehrerin und Schüler begrüßt und alle ihr Buch aus der Tasche geholt haben. Lesestunde steht um 8 Uhr auf dem Stundenplan. Fast alle bleiben auf ihren Plätzen sitzen. "Wer möchte, kann sich auch auf die Fensterbank oder den Boden setzen, wenn es so gemütlicher ist", sagt Elisabeth Metzger, die Klassen- und Deutschlehrerin. Bei schönem Wetter kann auch das Schulgelände genutzt werden. Seit einigen Jahren gibt es das Fach "Lesestunde" an der Nievenheimer Bertha-von-Suttner-Gesamtschule für die Klassen 5 bis 10. Eingeführt hatte das aufgrund der schlechten Ergebnisse der Pisa-Studie der damalige Schulleiter Volker Hansen.

Gelesen wird zwar gemeinsam, doch jeder bringt sein eigenes Buch mit. "Viele Kinder haben keine gute Erfahrung beim Lesenlernen gemacht", sagt Elisabeth Metzger. Die "Lust aufs Lesen" soll ihnen nun so vermittelt werden, auch dadurch, dass zwar jeder für sich, aber eben in der Gemeinschaft gelesen wird. Das spornt an. In einem Regal im Klassenraum stehen auch Bücher zum Ausleihen, für diejenigen, die zu Hause kein Buch haben, was sie gerne lesen möchten. Doch nur beim stillen Lesen bleibt es nicht. Die Mädchen und Jungen sollen auch über ihre Leseerfahrungen und über den Inhalt der Bücher sprechen. Für ihre Mitschüler fassen sie den Inhalt zusammen, berichten, was ihnen besonders, was weniger gefallen hat, zitieren spannende oder witzige Textpassagen und geben somit für ihre "Kollegen" auch eine Empfehlung ab.

"Richtig lesen können, ist auch wichtig für die anderen Fächer", sagt Metzger, so beispielsweise für das Verständnis bei Textaufgaben in Mathematik. Die Zehntklässler mögen die Lesestunde, für sie ist es freitags die erste Stunde eines langen Schultages. "Ich finde es gut, wenn wir morgens kommen und uns erst einmal auf unser Buch konzentrieren können", sagt Jonas (16). Auch Manuel (15) gefällt es, auf diese Art erst einmal herunterzukommen und abschalten zu können. Und Carolin (16) hat bereits einige der Empfehlungen gelesen. "Oft weiß man in der Buchhandlung gar nicht, welches Buch man sich kaufen soll. Da ist es viel besser, wenn ein Mitschüler sagt, dass das ein oder andere toll ist", sagt sie. "Ich bin nicht so ein großer Leser", gesteht Lasse (16) freimütig. Durch die Lesestunde würde er sich zumindest einmal in der Woche auf ein Buch konzentrieren. Das Lesetempo der Schüler ist natürlich recht unterschiedlich. Eine bestimmte Anzahl an Büchern, die pro Halbjahr zu lesen sind, gibt es nicht. Das würde eventuell auch wieder die Freude an der Sache trüben.

"Schön wäre es natürlich, wenn die Schüler erkennen, dass Lesen auch die Lebensqualität steigern kann", sagt Metzger.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort