Dormagen Immer mehr Bürger kaufen Pfefferspray

Dormagen · Die Übergriffe auf Frauen treiben die Nachfrage nach Pfefferspray in die Höhe. Immer mehr Menschen beantragen Kleinen Waffenschein.

 René Schuch verkauft in seinem Angelsport-Geschäft neben Pfefferspray auch Pfeffergel.

René Schuch verkauft in seinem Angelsport-Geschäft neben Pfefferspray auch Pfeffergel.

Foto: Bernd Rosenbaum

Bislang waren es unter anderem steigende Einbruchszahlen, jetzt gibt es auch "Köln" und die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht. "Das merken wir hier deutlich", sagt René Schuch vom gleichnamigen Angelsportladen an der Kölner Straße.

Schuch betreibt das Geschäft in dritter Generation. Pfeffersprays und Tränengas konnten dort schon immer erworben werden. Das hielt sich aber bis jetzt im Rahmen. "Wenn die Kunden es nicht als Vorsichtsmaßnahme gegen nächtliche Einbrecher gekauft haben, dann, weil sie Angst vor frei laufenden Hunden haben", sagt Schuch. Doch jetzt sei der Klassiker, dass ein Mann ins Geschäft komme und gleich drei Dosen Pfefferspray verlange - mit dem Hinweis: "Für meine Frau und meine Töchter." Die andere Variante: "Eine Frau kommt und holt Dosen für sich und ihre Freundinnen oder Kolleginnen", erklärt der Experte. Wie viele Dosen er in den vergangenen Wochen verkauft hat, möchte Schuch nicht sagen, er spricht von einem "krassen Zulauf". Die Kunden, betont er, kämen mittlerweile auch aus Wuppertal nach Dormagen, weil dort die Lager bereits leergekauft seien. Und auch er weiß bald nicht mehr, woher der Nachschub kommen soll.

"Auf dem Weltmarkt ist der Absatz der Sprays im vergangenen Jahr um 600 Prozent gestiegen", fügt er hinzu. Neben Pfefferspray führt Schuch auch Pfeffergel, dessen Einsatz er bevorzugt. "Das Gel ist konzentrierter, hat eine Reichweite von sechs Metern und das Opfer nebelt sich nicht selbst mit ein", sagt er. Wichtig ist ihm, seine Kunden genau zu beraten, denn im Gegensatz zum Tränengas, das auch gegen Menschen verwendet werden darf, darf Pfefferspray nur gegen Tiere eingesetzt werden. Allerdings sei es im Notfall erlaubt, sich damit zu verteidigen, was einem zur Verfügung stehe - vorausgesetzt die Verhältnismäßigkeit stimme. Gas- und Schreckschuss-Pistolen hat Schuch ebenfalls im Sortiment. Ihr Absatz sei auch angestiegen, allerdings nicht so rasant. Ein schwindendes subjektives Sicherheitsgefühl lässt sich derweil auch an einer anderen Tatsache ablesen: Seit Anfang des vergangenen Jahres beantragen immer mehr Bürger im Rhein-Kreis Neuss den sogenannten Kleinen Waffenschein. Während es 2014 noch 100 Menschen waren, gab es 2015 bereits 163 Anträge. Die Polizei spricht von einem "deutlichen Anstieg": "Allein in den ersten Tagen des neuen Jahres sind schon 20 Anträge eingegangen", sagt Polizei-Sprecher Hartmut Batz.

Der Kleine Waffenschein berechtigt grundsätzlich zum Führen von ab 18 Jahren frei erhältlichen, geprüften Signal-, Reizstoff- oder Schreckschusswaffen. "Das heißt aber nicht, dass Sprays, Elektroschocker, Gas- und Schreckschusspistole auch jederzeit benutzt werden dürfen", betont Batz. "Das ist - auch mit Kleinem Waffenschein - nur in Notwehr erlaubt und ansonsten strafbar. Und man darf sie nicht überall bei sich tragen. Bei öffentlichen Versammlungen sowie auf dem Weg dorthin sind diese Gegenstände verboten."

(NGZ)
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