Dormagen Ineos muss Schadstoff im Rhein verringern

Dormagen · Eine neue Risikobewertung der bei dem Unternehmen als Abfallprodukt anfallenden Chemikalie Pyrazol führt zu Auflagen seitens der Bezirksregierung Köln. Eine Strafe droht Ineos nicht; die Firma hatte gesetzeskonform gehandelt.

 Auf der „Max Prüss“, dem Laborschiff des nordrhein-westfälischen Landesumweltamtes, kann die Wasserqualität des Rheins überprüft werden. Zudem gibt es stationäre Messwarten.

Auf der „Max Prüss“, dem Laborschiff des nordrhein-westfälischen Landesumweltamtes, kann die Wasserqualität des Rheins überprüft werden. Zudem gibt es stationäre Messwarten.

Foto: Esser, Paul

Das Petrochemie-Unternehmen Ineos neben dem Dormagener Chempark muss bei der Einleitung seiner Abwässer in den Rhein nachbessern. Das hat die Bezirksregierung Köln als zuständige Behörde dem Konzern auferlegt. Hintergrund sind Funde der Chemikalie Pyrazol im Rhein, die das Landesumweltamt (LANUV) auf den Plan gerufen haben. Eine Gefährdung für Menschen ist laut LANUV aber aktuell nicht zu erwarten. Pyrazol, das bei Ineos in der Produktion von Grundchemikalien zur Kunststoffherstellung anfällt und nach Vorbehandlung in einer Kläranlage in den Rhein geleitet wird, wird inzwischen allerdings als trinkwassergefährdend eingestuft.

Eine Strafe droht Ineos jedoch nicht, wie André Kiese von der Bezirksregierung Köln gestern auf Anfrage mitteilte: "Das Unternehmen hat nicht gegen die gesetzlichen Bestimmungen verstoßen." Das betont auch Ineos-Sprecherin Anne-Gret Iturriaga Abarzua. Es gebe eine Einleiterlaubnis, "deren festgelegte Parameter zu keinem Zeitpunkt überschritten wurden". Dass Ineos trotzdem tätig werden muss, liegt an einer neuen Risikobewertung des Umweltbundesamtes.

Das hatte Pyrazol zuvor laut Kiese nicht als problematisch fürs Trinkwasser beurteilt. Die Richtigkeit dieser Einschätzung wird nun bezweifelt. Das Umweltbundesamt hat zu Pyrazol eine Studie in Auftrag gegeben; abschließende Ergebnisse liegen noch nicht vor. Fürs Erste habe die Behörde indes einen Grenzwert von 3,0 Mikrogramm (dreitausendstel Milligramm) pro Liter vorgeschlagen, sagte Kiese. Dabei handele es sich um den "gesundheitlichen Orientierungswert bei lebenslanger Aufnahme", kurz GOW. Ineos äußerte sich wie folgt: "Vorliegende Daten zur Wirkung auf Wasserorganismen wie Fische, Daphnien, Algen etc. für Pyrazol liegen mindestens im Bereich von zwei- bis vierstelligen Milligramm pro Liter.

Eine Gefährdung für die Wasserlebewesen des Rheins ist bei der gemessenen Pyrazolkonzentration nicht zu erwarten." Mit Bekanntwerden der Trinkwasserrelevanz von Pyrazol habe man "unverzüglich" Maßnahmen zu dessen Reduzierung im Abwasser eingeleitet und arbeite an einer weiteren Verringerung. Bislang musste Ineos nur die Einhaltung der Grenzwerte beim Chemischen Sauerstoffbedarf (CSB) nachweisen, die in einem Summenparameter zusammengefasst worden waren.

Die Pyrazol-Einleitung in den Fluss musste nicht einzeln festgehalten werden. Jetzt werden die Regeln strenger. Bis Ende Oktober muss Ineos nun konkrete Maßnahmen nachweisen, um die Pyrazol-Fracht im Rhein zu reduzieren. Dann soll ein fester Grenzwert festgelegt werden, dessen Einhaltung das Unternehmen überwachen und sicherstellen muss. Unangemeldete Probenentnahmen durch die Bezirksregierung werden jederzeit möglich sein. Derzeit muss Ineos wöchentlich an die Behörde berichten. Ins Rollen gekommen war das gesamte Verfahren schon Mitte August. Damals hatte das LANUV aus Arnheim eine Warnung wegen auffälliger Pyrazolwerte im Rhein erhalten.

Die "Fahne" mit der Chemikalie im Wasser konnte bis Dormagen zurückverfolgt und Ineos als Einleiter identifiziert werden. Daraufhin war die Bezirksregierung Köln hinzugezogen worden. An den Untersuchungen war auch die "Max Prüss" beteiligt, ein Laborschiff des Landesumweltamtes, das auf dem Rhein verkehrt.

(NGZ)
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