Dormagen Israelische Austauschschüler in Knechtsteden

Dormagen · Sechs Tage lang wohnten sie bei Familien von Schülerinnen und Schülern des Norbert-Gymnasiums. Der Abschied fiel schwer.

 Eine tolle Gemeinschaft: Die Gastschüler aus Israel und die Gastgeber aus dem Norbert-Gymnasium Knechtsteden verstanden sich ausgezeichnet.

Eine tolle Gemeinschaft: Die Gastschüler aus Israel und die Gastgeber aus dem Norbert-Gymnasium Knechtsteden verstanden sich ausgezeichnet.

Foto: NKG

Zwei Jahre hat sich das Norbert-Gymnasium Knechtsteden (NGK) um einen Austausch mit Israel bemüht. Samstag hatte das lange Warten ein Ende: 15 israelische Schülerinnen und Schüler wurden hier bei Gastfamilien untergebracht. Mithilfe des Fördervereins "Begegnungen" konnte der Kontakt zu der Schule Beer Sheba hergestellt werden. Die gleichnamige Großstadt, aus der die Jugendlichen kommen, liegt nur 30 Kilometer vom Gazastreifen entfernt.

Die Sorge wegen des aktuellen Konflikts in Palästina war auch bei den Deutschen groß, vor allem aber auf israelischer Seite. Die israelischen Eltern hätten Angst gehabt, ihre Kinder hierhin reisen zu lassen. Das liege besonders daran, dass der Konflikt in Deutschland nur sehr einseitig dargestellt werde, behauptet Schulleiter Johannes Gillrath. Aufgeben wollte die Schule ihr Vorhaben dennoch nicht. "Dieser Austausch ist sehr wichtig für uns. Als katholische Schule ist es unser Anliegen, Kontakte zu Vertretern anderer Weltreligionen zu knüpfen. Wir als Deutsche haben eine besondere Verantwortung gegenüber dem Judentum", meint Gillrath. Ebenso lag Michael Krebs als Vorsitzender des Fördervereins viel am Austausch: "Ich war selber vor fünf Jahren in Israel. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie schlimm die Situation dort für die Menschen ist."

Auch Barel (17) lebt in Beer Sheba und kennt das Gefühl der Angst nur zu gut: "Es ist schwer für alle. Man hat nicht viel Zeit, um rauszugehen und einzukaufen. Allein schon, sich mit Freunden zu treffen, wird zum Problem." Die 16-jährige Lotan ergänzt: "Ich babysitte und muss dafür abends das Haus verlassen, deswegen muss ich stark sein. Meine kleine Schwester kann nicht mehr alleine schlafen."

Eine Idee, wie wieder Frieden in das Land einkehren soll, hat Ran (16): "Die UN sollte mehr involviert werden und die Regierung in Palästina besser überprüfen." Auch die deutschen Schüler wissen um die ernste Seite des Aufenthalts. "Es ist interessant, die Situation mal aus erster Hand geschildert zu bekommen. Kein Land ist alleine schuld daran", sagt Andreas (17). Tim, ebenfalls 17, fügt hinzu: "Mein Austauschschüler hat sich Besteck mitgenommen." Und Larissa (17) erzählt von ihrer gastschülerin: "Sie hat total viel bei uns gegessen, sogar Braten probiert. Nur den Rotkohl mochte sie nicht. Und sie hat sich immer Snacks mit aufs Zimmer genommen." Es mag zunächst komisch klingen, doch es zeigt, mit welchen Gefühlen die jungen Israelis ihre Heimat verlassen haben und mit welchen sie dorthin zurückfliegen.

Gefallen hat es ihnen in Deutschland. "Hier ist es so grün", meint Barel grinsend. "Es gibt kaum Unterschiede zwischen den deutschen Schülern und uns. Wir spielen gerne Fußball, zocken die selben Spiele und hören die gleiche Musik. Wir lieben uns", sagt Ran, der sich sogar ein Deutschland-Trikot gekauft hat. Offenbar ist die Idee hinter dem Austausch voll aufgegangen: Nämlich die, sich gegenseitig die verschiedenen Kulturen näherzubringen und Begegnungen herbei zu führen, die ansonsten so nicht zustande gekommen wären.

(NGZ)
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