Dormagen Jodtabletten: Landrat drängt Innenminister zum Handeln

Dormagen · Verteilung nach Störfall sei nicht in 21 Stunden möglich.

Im Streit um die Verteilung von Jodtabletten zur Verhinderung gesundheitlicher Folgeschäden nach einem atomaren Störfall in einem der beiden belgischen "Bröckel-Reaktoren" hat sich Landrat Hans-Jürgen Petrauschke jetzt auf die Seite der Bürgermeister geschlagen. Deren Kritik an einem ministeriellen Erlass, der eine Vorabverteilung dieser Tabletten ausschließt, halte er durchaus für gerechtfertigt, hebt der Landrat in einem Brief an den Innenminister hervor.

Man sei der Auffassung, so heißt es darin weiter, "dass sich innerhalb der im Erlass genannten Zeitspanne von 21 Stunden nach einem potenziellen Störfall eine Verteilung der Tabletten an etwa 80.000 berechtigte Personen organisatorisch nicht umsetzen lässt". Dieses Problem würde durch das Ministerium noch verstärkt, da dem Rhein-Kreis Neuss mit Hinweis auf Familienpackungen nur 67.000 Päckchen mit jeweils sechs Tabletten zur Verfügung gestellt wurden. Petrauschke appelliert an den Minister, den Kommunen die Möglichkeit zu eröffnen, Kinder, Jugendliche und Schwangere vorab mit ausreichend vielen Kaliumiodidtabletten versorgen zu dürfen.

Der Landrat kündigt an, bis zum 28. Februar mit den Bürgermeistern Verteilverfahren zu erörtern - und dann die zentral gelagerten Pillen aufzuteilen. Und man werde Erfahrungen aus anderen Gebietskörperschaften einholen. Das Land hatte die Ablehnung der Vorabverteilung auch damit begründet, dass bei einem Unglück erfahrungsgemäß nur 15 Prozent der Betroffenen die Medikamente wiederfänden - und 85 Prozent neu zu versorgen wären.

(-nau)
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