Dormagen Jugendliche klären über Aids-Risiken auf

Dormagen · Schüler aus drei Dormagener Schulen und Besucher des Jugendzentrums "Die Rübe" organisierten gestern Vormittag eine Gesundheitsaktion auf dem Wochenmarkt. Nicht alle Angesprochenen reagierten aufgeschlossen.

Es ist ein Thema, das immer noch gerne verdrängt wird: Diese Erfahrung machten gestern auch Jugendliche aus der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule Nievenheim, aus dem Bettina-von-Arnim-Gymnasium, dem Berufs- und Bildungszentrum Dormagen und aus dem Jugendzentrum "Die Rübe". Die jungen Leute hatten aus Anlass des Welt-Aids-Tages (1. Dezember) eine Aktion auf dem Wochenmarkt organisiert, um über die Krankheit aufzuklären. Doch nicht wenige Passanten winkten ab.

Vor allem Menschen mittleren Alters hätten abwehrend reagiert, erzählten die BvS-Gesamtschülerinnen Jette Guttmann und Ann-Kathrin Gundlach. "Dabei hatte ich gedacht, dass eher die Älteren bei diesem Thema verschlossen sind, weil früher nicht so offen über Sexualität geredet wurde", sagte Jette. Doch die Senioren hätten ähnlich wenig Berührungsängste gehabt wie die meisten jungen Leute. Jette und Ann-Kathrin, die beide in der 9. Klasse sind, verteilten mit ihren Mitstreitern unter anderem Kondome und informative Flyer, in denen der aktuelle Wissensstand über Aids/HIV nachzulesen war.

Sie selbst und auch die anderen beteiligten Jugendlichen hatten zuvor Besuch von Gabriele Neumann vom Kreisgesundheitsamt gehabt, die sie mit den wichtigsten Informationen zu Aids versorgt hatte - zum Beispiel, dass die Krankheit nach wie vor unheilbar ist. Die Aktion gestern begleiteten neben mehreren Lehrern das Stadtjugendamt Dormagen, die "Rübe"-Mitarbeiter Martin Farhadi und Johanna Müchler, der Neusser Streetworker Richi Ucar sowie Christiane Winkels, die als Schulsozialarbeiterin am BBZ tätig ist.

"Normalerweise beschäftigt man sich in meiner Altersgruppe eher nicht mit dem Thema. Viele denken: ,Das kann mich nicht treffen'", schilderte der 18-jährige Fabian Lubiejewski (BBZ/Höhere Handelsschule) seinen Eindruck. "Eine Hemmschwelle bei Themen wie Liebe, Partnerschaft und Sexualität ist da", bestätigte Neumann. Allerdings öffneten sich die meisten jungen Menschen in Gesprächen schließlich doch. Wie wichtig es ist, über die Risiken etwa von ungeschütztem Geschlechtsverkehr zu reden, machte Neumann auch anhand von Zahlen deutlich. "In der Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die Zahl der Aids-Infektionen im vergangenen Jahr bundesweit um 20 Prozent angestiegen", berichtete die Fachfrau. Insgesamt wurden bundesweit zuletzt 3500 HIV-Neuinfektionen verzeichnet.

Neumann war es wichtig, mit einem "großen Missverständnis" aufzuräumen. Zwar lebten junge Menschen heute meistens in einer treuen Partnerschaft, dies aber eben nur für einen gewissen Zeitabschnitt. "Man nennt das sequenzielle Monogamie", erklärte Neumann. Werde dann der (Geschlechts-)Partner gewechselt, werde dessen sexuelles Vorleben oft ausgeblendet. Neumanns Empfehlung: Zu Beginn einer neuen Beziehung stets einen Aids-Test machen lassen. Unkompliziert geht das zum Beispiel beim Kreisgesundheitsamt.

(NGZ)
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