Dormagen Junger Chorleiter für kleine Sänger

Dormagen · Der 20-jährige Musikstudent Sebastian Schlömer leitet drei Vorschulchöre in Dormagen. Neben seiner Tätigkeit als Chorleiter ist Schlömer auch als Solokünstler unterwegs.

Seine musikalische Karriere begann er in einem Kinderchor. Jetzt unterrichtet Sebastian Schlömer selbst Kinder. Der 20-Jährige ist der Chorleiter von drei Vorschulchören in Dormagen. Seit einem halben Jahr gibt er jeden Freitag jeweils für eine halbe Stunde Unterricht in den Kindertagesstätten. So zum Beispiel auch am vergangenen Freitag in der katholischen Kita "Zur Heiligen Familie".

"Seid ihr alle fit?", fragt Sebastian Schlömer die zwölf Kinder, die es sich auf dem knallgrünen Boden in der Turnhalle gemütlich gemacht haben. Ein lautes "Ja" bekommt der junge Chorleiter als Antwort. Es ist zehn Uhr. Chorzeit in der Kita in Horrem. Los geht es erst einmal mit dem Aufwärmen. Sebastian Schlömer macht vor: Erst das rechte Bein abklopfen, dann das linke. Danach sind der Bauch und die Brust dran. Nach lautem Gähnen folgt das Einsingen. Dann geht es mit dem Singen los: "Ich lieb den Frühling" heißt der Titel des Liedes, das Schlömer anstimmt. "Wisst ihr, was ein Kanon ist?", fragt er. Die Kinder schütteln den Kopf. "Bei einem Kanon fangen alle gemeinsam an zu singen. Dann wird in Gruppen eingeteilt und die fangen dann zu unterschiedlichen Zeiten an zu singen", erklärt der Chorleiter. "Das hört sich schwierig an, ist auch schwierig." Der 20-Jährige singt den ersten Vers vor, die Kinder singen ihn nach. Dann kommt der zweite Vers dazu, der dritte und so weiter. Beim lautmalerischen "Dum, di da, di dum, di da, di" werden die Kinder wieder munterer. "Das ist ja so einfach", ruft die sechsjährige Eileen. "Das wird ja noch schwieriger", sagt Schlömer. Doch für heute packt er das Lied zur Seite und holt die Noten für "Die Affen rasen durch den Wald" hervor. Etwas unmotiviert singen die Kinder den ersten Part des Liedes. Es ist ihnen anzumerken, dass sie nur auf den Refrain warten. Den singen sie mit vollem Elan. Danach gibt es noch ein ruhigeres Lied. Dabei liegen die Kinder auf kleinen Kissen auf dem Boden. Von ihrem Chorleiter sind die selbst ernannten "Wackelzahnkinder" begeistert. "Er kann besser singen als alle anderen", sagt der vierjährige Marcello aus der Bärengruppe.

Der gebürtige Hackenbroicher Schlömer kommt aus einem Musikerhaushalt. Erst war er im Kinderchor und dann im Jugendchor des Dormagener Chorhauses. Er brachte sich selbst Schlagzeug- und Klavierspielen bei. Nach dem Abitur am Norbert-Gymnasium machte er ein Freiwilliges Soziales Jahr im Raphaelhaus in Dormagen. "Da habe ich gemerkt, dass es mir Spaß macht, Musik und Pädagogik zu verbinden", sagt Schlömer. Er entschied sich, ein Lehramtsstudium an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln zu beginnen. Mittlerweile studiert er im vierten Semester. Schlömers Steckenpferd ist das Songschreiben und seine Band "Memory Men", die er mit fünf Kommilitonen vor einem Jahr gegründet hat. Er tritt aber auch als Solokünstler auf.

An die Chorleiterstelle kam er über das Chorhaus, das mit den Kitas kooperiert. Diese finanzieren den Chorunterricht auch. "Ziel ist es, die Kinder möglichst früh ins Boot zu holen", erklärt Schlömer. "Viele Chöre haben nämlich immer mehr ein Nachwuchsproblem." Neben den Kita-Chor in Horrem leitet Schlömer auch noch den Vorschulchor im katholischen Kindergarten St. Katharina in Hackenbroich und den in der Caritas-Kita "Haus der Familie" in Dormagen.

Maria Kuster, die Leiterin der Kita "Zur Heiligen Familie", ist von dem Konzept Vorschulchor überzeugt: "Das ist eine sinnvolle Sache. Es trägt zum Beispiel auch zur Sprachentwicklung bei." Für Schlömer war es zunächst eine Umstellung, einen Chor für Vorschulkinder zu leiten. "Die Kinder kennen die Fachbegriffe nicht und können noch nicht lesen", berichtet er. "Die Übungsphase darf nicht zu lang sein, sonst sind die Kinder schnell unmotiviert." Im Studium habe er schon Strategien gelernt. Die Praxis mit den Kindern sei aber immer noch die beste Schule für ihn.

(eler)
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