Dormagen Kirchenaustritte nehmen drastisch zu

Dormagen · Die Kirchengemeinden in Dormagen versuchen durch Gespräche und einen offenen Umgang mit dem Skandal um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst einem Anstieg der Kirchenaussteiger entgegen zu wirken.

Der Skandal um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst hat bereits für vielfältiges Empören gesorgt und es kam schon zu vermehrten Kirchenaustritten. Nun rechnen auch die Dormagener Kirchengemeinden mit einem Anstieg der Kirchenaustritte.

"Immer, wenn etwas in der öffentlichen Kritik steht, steigt die Anzahl der Kirchenaustritte", sagt Pastor Peter Stelten vom Pfarrverband Dormagen-Süd. Diese Reaktion sei normal, so Stelten, trotzdem rechne er jetzt nicht mit Massenaustritten. "Ich bin mir sicher, dass die Leute gut reflektieren können und diese Sache, die dort in Limburg passiert ist, nicht automatisch auf die Kirche in Dormagen übertragen wird", sagt er. Die Reaktionen seiner Gemeindemitglieder auf den Skandal waren sehr differenziert. Viele seien wütend gewesen, andere wiederum waren betroffen über die alleinige Kritik am Bischof von Limburg in den Medien.

Es ist anzunehmen, dass manch einer diesen Skandal zum Anlass nimmt, aus der Kirche auszusteigen. Jedoch sind genaue Zahlen noch nicht bekannt. "Im Jahresabschluss-Gottesdienst im Dezember werde ich genaue Zahlen nennen können", so Pastor Stelten, "aber ich denke schon, dass es mehr Personen sein werden, die aus der Kirche in Dormagen austreten." Auch der Pfarrverband Dormagen-Nord stellt sich auf vermehrte Austritte ein. "Der Skandal lässt sich mit dem Kindesmissbrauchskandal von 2010 vergleichen. Damals rechnete die Kirche auch mit vermehrten Austritten", sagt Pastor Klaus Koltermann vom Pfarrverband Dormagen-Nord. Genaue aktuelle Austrittszahlen sind auch Pastor Koltermann noch nicht bekannt. Diese werden den Gemeinden erst zeitverzögert genannt.

"Die Leute reagieren verzögert auf einen solchen Skandal. Bis jetzt lässt sich leider noch keine Tendenz sagen, aber zum Ende des Jahres liegen uns auch diese Zahlen vor", so Koltermann. Das Amtsgericht Neuss teilte auf Anfrage mit, dass es im Kreis im letzten Monat zu vermehrten Austritten aus der Kirche gekommen ist. Traten im September noch insgesamt 96 Leute aus katholischer und evangelischer Kirche aus, so waren es im Oktober ganze 276 Austritte.

Um dem entgegen zu wirken, setzen sowohl Pastor Stelten als auch Pastor Koltermann auf das persönliche Gespräch. "Ich habe den Eindruck, dass ein persönliches Gespräch vor einem Austritt sehr hilfreich sein kann", so Pastor Stelten. "Manche Austrittsgründe sind auch einfach nur ein Missverständnis und lassen sich in einem solchen Gespräch ausräumen." Der Dialog ist das Mittel der Wahl, denn das Thema darf in den Gemeinden nicht totgeschwiegen werden.

"Ich finde es wichtig, einen solchen Skandal wie den von Limburg auch im Gottesdienst anzusprechen", sagt Pastor Koltermann, "damit die Gemeinde erfährt, wie der Priester zu der ganzen Sache steht." Es müsse offen darüber gesprochen werden, sowohl in der Gemeinde als auch im Kirchenvorstand. Trotzdem ist er der Meinung, dass jemand, der vorhat, aus der Kirche auszutreten, diesen Skandal zum Anlass nehmen wird. "Wenn jemand wirklich austreten will, dann tut er das auch."

(NGZ)
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