Dormagen Kölner Domkapelle mit intensivem Konzert in der Kloster-Bibliothek

Dormagen · Das ist ein Ort, wie geschaffen für Kammermusik. Noch mehr Bläser hätten dort den Rahmen gesprengt, aber auch so kamen meist nicht alle neun zum Einsatz. Der Wechsel von der großen Kölner Kathedrale in die kleine, aber feine Bibliothek des Klosters Knechtsteden war für die Domkapelle jedenfalls eine leichte Übung. Dazu trug der spirituelle genius loci kräftig bei. Das Ambiente uralter würdevoller Folianten und geistlicher Abbildungen an den Wänden sowie die unübersehbar aufgeschlossenen Zuhörer taten das Übrige. Entscheidend für den Hörgenuss war freilich die hohe Spielkunst unter der Leitung von Meike van Bebber.

 Die Kölner Domkapelle gab in der Bibliothek des Klosters Knechtsteden ein kleines, aber sehr feines Kammerkonzert.

Die Kölner Domkapelle gab in der Bibliothek des Klosters Knechtsteden ein kleines, aber sehr feines Kammerkonzert.

Foto: S. Großsteinbeck

"Wir gehen durch die Epochen", kündigte van Bebber an, "festzumachen an Komponisten wie Johann Christian Pepusch und Charles Gounod." Der eine ist im Barock verankert, der andere gehört in die ausgehende Klassik. Antonio Vivaldi, Darius Milhaud und Maurice Ravel tippen bekannte Hörgewohnheiten an, dagegen war der an den Anfang des 19. Jahrhunderts gehörende französische Cellist und Komponist Jacques Christian M. Widerkehr eine musikalische Leerstelle.

Mit dieser neuen, eigentlich alten Musik vertraut gemacht zu werden, das hat sich gelohnt. Die Klänge forderten Konzentration, die ganz nahe dran mitzuverfolgenden technischen Fertigkeiten der Interpreten nahmen gefangen, und die Informationen zu jedem Stück durch Benedikt Dreßler sorgten für die gehörige musikhistorische Einordnung. Munteres Aufspielen wurde abgelöst durch gefällig freundliches Modulieren. Vivaldi becircte wie immer mit Harmonie und Wohlklang. Gounod lieferte Schluss- und Höhepunkt. Die Musiker standen im Halbrund und setzten auch ihren Körper wiegend ein. Indem sie die Jahrhunderte Revue passieren ließen, beschworen sie mit jeder ihrer mehrsätzigen Kompositionen neue Welten. Der gastgebende Hermann-Josef Lenz, Vorsitzender des Fördervereins im Kloster, freute sich über den großen Besucher-Zuspruch und kündigte an, diese Reihe unbedingt fortzusetzen.

(NGZ)
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