Dormagen Kölsche Töne mit "Kasalla" in Zons - ein bisschen Karneval im August

Dormagen · Wenn der Kölsche ankündigt, "et jitt Kasalla", sucht der Mundartkenner schnell das Weite, denn in der Domstadt kündigt dieser Ausdruck Ärger an. Ist mit "Kasalla" allerdings die gleichnamige Band aus Köln gemeint, strömen die Massen. Auch am vergangenen Freitag auf die Zonser Freilichtbühne, wo die Jungs um Sänger Bastian Campmann ihren ersten Auftritt nach der Sommerpause spielten. "Die 990 Karten für den Termin waren schon im Januar ausverkauft", verweist Konzertveranstalter Jorgos Flambouraris auf die Popularität der fünf Kölner Musiker.

 Sie konnten auf einen großen Background-Chor zurückgreifen, denn die meisten Zuschauer sangen textsicher mit: "Kasalla" auf der Freilichtbühne.

Sie konnten auf einen großen Background-Chor zurückgreifen, denn die meisten Zuschauer sangen textsicher mit: "Kasalla" auf der Freilichtbühne.

Foto: Salz

Es ist hochsommerlich warm am Freitagabend, die Mädels tragen Trägertops, das Bier kommt in Plastikbechern, man steht auf Tuchfühlung mit dem Nachbarn rechts und links. Festivalatmosphäre pur also, und als Campmann und Co. pünktlich um acht auf die Bühne springen, hält es niemanden auf den Sitzen. "Wenn ich dausend Levve zu levve hät, köm ich dausend mol nit von dir los", tönt es aus gefühlt tausend Kehlen.

Deutsche Musik ist wieder hip dank Bosse, Bourani oder Mark Forster. Gruppen wie "Kasalla", die in diesem Jahr ihr fünfjähriges Bestehen feiern, oder Cat Ballou machen auch die Mundart bei den Kindern der 90er und 2000er Jahre salonfähig. "Kumm mer lääve bevür mer stirve, als wör dat hück dä letzte Daach", singt eine Brünette, Typ Bravo-Girl und noch keine 20, beseelt und nimmt ihre blonde Freundin in den Arm.

Nicht weit davon entfernt wiegt sich die Oma, augenscheinlich um die 60, im Takt, während die Enkelin das Geschehen auf der Bühne durchs Display ihres Smartphones verfolgt. "Kasalla", das ist Karneval im Sommer, irgendwo zwischen den Partykrachern von Brings, den Heimat-Hymnen der Bläck Fööss und einem Hauch von Wolfgang Niedeckens poetischer Gesellschaftskritik. "Wir dürfen auf keinen Fall auf Platitüden reinfallen und die Menschlichkeit aus den Augen verlieren", ruft Bastian Campmann, wie immer im roten Hemd unter schwarzem Sakko, in die Menge. Es folgt "Fleisch und Bloot" - mer sinn alle nit nur schlääsch un jot. Alle dort sind an diesem Abend Kasalla-Fans.

Nur Wettermacher Petrus, ausgerechnet der Schutzpatron des Kölner Doms, lässt die Konzertbesucher im Stich. Beim vorletzten Lied der Zugabe, ziemlich genau um halb zehn, gehen Sturzfluten über der Freilichtbühne nieder. Wer jetzt noch ausharrt, und das sind die meisten, wird nass bis auf die Haut - wie es sich für ein richtiges Festival gehört.

(NGZ)
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