Dormagen Kranke Sopranistin durch Gitarristen sehr gut ersetzt
Dormagen · Beliebte Konzertreihe "Im Schatten von St. Pankratius".
Die wegen ihrer wunderbaren Disposition des Registerwerkes weit über die Grenzen Dormagens hinaus bekannte Sauer-Orgel in der Nievenheimer Wallfahrtskirche St. Pankratius war im Dezember 1996 eingeweiht worden. Nach 20 Jahren benötigte sie eine aufwendige Grundreinigung mit Neuintonation. So begann die Konzertreihe "Im Schatten von St. Pankratius" in diesem Jahr etwas später, dafür aber mit einem vollkommen rein intonierten Instrument.
Und doch gab es Aufregung. Die Sopranistin Felicia Friedrich, die moderne Psalmvertonungen vorstellen wollte, meldete sich einen Tag vor Konzertbeginn krank. Ihr Begleiter Jörg Siebenhaar (Orgel) konnte kurzfristig den Gitarristen Thomas Hanz gewinnen, mit dem er im kulturellen "Hochofen" Ruhrgebiet als festes Duo Akkordeon-Gitarre bekannt ist. So hörte man also Antonio Vivaldis "Konzert D-Dur für Barockmandoline und Streicher" nun für Gitarre und Orgel. Diese war im ersten Satz etwas zu stark registriert, im zweiten Satz zurückhaltend grundierend, im dritten virtuos schnellen "Allegro" passte dann alles zusammen.
Jörg Siebenhaar hatte sich mit dem Nievenheimer Instrument bestens vertraut gemacht, er benötigte für die vielfältigen Registrierungen keine Hilfe. Das ist vor allem bemerkenswert, weil der 46-jährige Organist und Komponist seit seinem zweiten Lebensjahr erblindet ist. Da wurde das Experiment, zu "Asturias", dem bekanntesten Satz aus Isaac Albeniz' "Suite española", in einer Improvisation für Gitarre und Orgel zu variieren, zum Erfolg. Nicht ganz so überzeugen konnte "Fratres", eines der bekanntesten Werke des estnischen Komponisten Arvo Pärt, in der Version für Gitarre, Streicher und Perkussion. Das Schlagzeug übernahm ohne große Probe der künstlerische Leiter der Konzertreihe Bert Schmitz. Zum Träumen regte Jörg Siebenhaars eigene Komposition "Crusade" für Orgel und Gitarre an, während drei Tänze von Astor Piazolla geradezu als Jazzstandard interpretiert wurden. Dankbar war das Publikum auch für die Zugabe: Das "Knappengebet", ein Klassiker der Bergarbeiterchöre, konnte auch in der Fassung für Gitarre und Orgel überzeugend vermitteln, "wo unsere Wurzeln liegen" (Thomas Hanz).