Dormagen Küssen verboten! Grippewelle an Karneval

Dormagen · Schon jetzt gibt es mehr Grippefälle als im gesamten vergangenen Jahr. Experten warnen vor Ansteckungsgefahr an Karneval.

Dormagen: Küssen verboten! Grippewelle an Karneval
Foto: Fredrik Von Erichsen

Die Zahlen sind alarmierend und werden an den bevorstehenden Karnevalstagen, wenn die Ansteckungsgefahr durch große Menschenansammlungen und das traditionelle Bützen besonders groß ist, sicher noch steigen: Mehr als 200 Fälle der "echten" Grippe (Influenza) seien seit Jahresbeginn im Kreisgebiet bereits gemeldet worden, berichtet Dr. Michael Dörr, der Leiter des Kreisgesundheitsamtes. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2016 wurden im Rhein-Kreis Neuss 175 bestätigte Influenza-Erkrankungen registriert.

Auch die Zahl der durch das Norovirus ausgelösten Brech-Durchfallerkrankungen ist in die Höhe geschnellt. Bis Mitte der vergangenen Woche sei bei 168 Personen aus dem Kreis eine Norovirus-Infektion festgestellt worden. Das seien schon über 100 bestätigte Fälle mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, teilt die Kreisverwaltung mit. Insgesamt waren dem Kreisgesundheitsamt 2016 exakt 509 Fälle von nachgewiesenen Norovirus-Infektionen gemeldet worden.

Das Risiko, dass sich die Infektionen über Karneval weiter "vermehren" werden, hält auch der Leiter des Kreisgesundheitsamtes für hoch wahrscheinlich. Wer sich wirksam schützen wolle, dürfe eigentlich keine der närrischen Veranstaltungen besuchen. "Aber wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen. Man kann schon einiges tun, um vorzubeugen", sagt Dörr. Er rät zu vitaminreicher Kost, ausreichend Bewegung, zu Handhygiene - und zum "richtigen" Niesen, in die Armbeuge, nicht in die Handfläche. Eine Grippeschutzimpfung macht aus Dörrs Sicht auch jetzt noch Sinn. "Im Moment grassiert vor allem der Influenza-Typ A in der sogenannten H3N2-Variante. Zum Schutz davor ist derzeit noch genügend Serum verfügbar", sagt der Mediziner.

Impfen lassen kann man sich zum Beispiel beim Hausarzt. Dort sind die Wartezimmer derzeit voll. "Wir haben ganz, ganz viele Erkältungsfälle", berichtet eine Mitarbeiterin aus der allgemein-medizinischen Praxis von Dr. Annette Herbertz an der Krefelder Straße in Dormagen. Das schwäche sich gerade "nur ein kleines bisschen" ab. Auch in der Bären-Apotheke an der Knechtstedener Straße ist die Krankheitswelle deutlich spürbar, "seit etwa zwei bis drei Wochen", heißt es von dort. Allerdings hätten mehr Kunden Grippe- als Magen-Darm-Symptome.

Zehn Norovirus-Erkrankungen verzeichnete im Januar André Dewies, Einrichtungsleiter des Caritas-Seniorenzentrums in Nievenheim., alle im Haus St. Josef. Das Haus St. Franziskus sei nicht betroffen gewesen. Nach Ausbruch der Krankheit habe er strenge Vorgaben gemacht, erläutert Dewies: "Wir haben die Mitarbeiter nach Stationen getrennt und die Angehörigen unserer Bewohner gebeten, Rücksicht zu nehmen und nicht ins Haus zu kommen. Ich habe die Einrichtung quasi geschlossen." Schließlich entstünde das Norovirus nicht im Seniorenheim, sondern werde von außen eingeschleppt.

Dank guter Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt und den örtlichen Hausärzten sei aber kein Bewohner ernsthaft zu Schaden gekommen. Inzwischen gilt das Caritas-Seniorenzentrum in Nievenheim wieder als norovirus-frei. Seit zwei Wochen seien keine Viren mehr festgestellt worden, betont Dewies.

(NGZ)
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