Dormagen Kunsthandwerk - Japan trifft Europa

Dormagen · Traditionelle Muster, kombiniert mit europäischem Design - diese spannende Begegnung ist ab morgen im Kreismuseum Zons möglich. Dort bereitet die Ausstellung "Der andere Blick" neuen Zugang zu japanischen Katagami.

 Museumsleiterin Angelika Riemann vor grafisch aufbereiteten Wellen-Mustern im Kreismuseum Zons.

Museumsleiterin Angelika Riemann vor grafisch aufbereiteten Wellen-Mustern im Kreismuseum Zons.

Foto: Salzburg

Uralte Muster für den Stoffdruck eines Kimonos finden sich in modernem Design wieder: So könnten die traditionellen Wellen, die aus einem Original-Katagami aus Japan stammen, auch für topmodische Schals entworfen worden sein. Das Kreismuseum Zons setzt mit der Ausstellung "Der andere Blick" das alte japanische Handwerk der Färbeschablonen für Stoffbemusterung in Bezug zu zeitgenössischem europäischen Design. "Mit solchen Mustern wäre jeder heute überall gut angezogen", weist Angelika Riemann, die Leiterin des Kreismuseums Zons, auf die Aktualität der Schablonen hin, deren Motive vor allem aus Flora und Fauna stammen und großen Einfluss auf den Jugendstil hatten: "Das ist lebendiges Kunsthandwerk."

Zu entdecken gibt es viel in der morgen um 11 Uhr beginnenden Ausstellung in den Räumen des Kreismuseums: Die 31 Katagami, die Riemann vor sechs Jahren in Japan erworben hatte, sind nun erstmals in vollem Umfang zu betrachten. Die Anzahl der Formen und Muster der Zehntausenden von Schablonen ist enorm, so wurden jetzt einige Katagami digitalisiert und untersucht, wie Riemann berichtet: "In den Mustern von 1414 Blättern lassen sich 56 Arten von Pflanzen in 3205 Beispielen und 19 Tiere in fast 900 Varianten belegen." Mit einem Messer wurden die Katagami in die Papierschablone geritzt - wegen der erforderlichen Einheit des Musters sollten die Katagami-Künstler ihre Entwürfe an einem Tag fertigstellen, damit nicht die wechselnde Tagesform zu Schwankungen im Ornament führen könnte.

Da ist in Zons ein guter Schwerpunkt zu sehen, zum Beispiel die eher abstrakten Formen rollender Wellen, die von der kleinen Schablone auf hochwertigem Papier in ein grafisches Muster in Hellblau-Türkis auch als "Negativ" in grafischer Bearbeitung an die Wand geworfen werden.

Andere Ornamente beschäftigen sich mit ganz konkreter Naturbeobachtung: "Kirschblüten und Vogelfüße im Sand" und "Kürbisranken" lassen bereits beim Lesen des Titels die entsprechenden Muster vor Augen stehen. Beide Abbildungen stammen von Katsushika Hokusai, der vor knapp 200 Jahren Textilmuster entwarf. "Auch aus vermeintlichen Nebensächlichkeiten lassen sich beeindruckende Formen und Muster entwerfen", erklärt Riemann, die sich mit ihrem Museum für den Erhalt des Kunsthandwerks einsetzt: "Die Katagami dienten als Inspirationsquelle und Fundgrube für Designer und Künstler." Drei bildprächtige Tapeten mit Libellen, Koi und Schmetterlingen stammen nicht von Künstlern aus dem 19. Jahrhundert, sondern von 2013.

Diesen Bezug stellt das Museumsteam in den sechs Räumen in der ersten Etage des Kreismuseums nachvollziehbar dar. Dabei geht es nicht nur um die Inspiration von Künstlern - an zehn großen Stoffen wird die grafische Bearbeitungsmöglichkeit der Katagami exemplarisch dargestellt -, sondern auch um das Zusammenwirken von Licht und Schatten: Einige Schablonen sind sogar dreidimensional - eine spannende Handwerkskunst.

(NGZ)
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