Dormagen Lernort Delrath kostet halbe Million mehr

Dormagen · Überrascht und verärgert reagierten viele Mitglieder des Betriebsausschusses Eigenbetrieb auf die Nachricht der Stadt. Hauptkritikpunkt: Die Politiker fühlten sich viel zu spät über die Verteuerung von rund 490 000 Euro informiert.

 Die kommissarische Leiterin Ursula von in einem der sanierten Räume an der Henri-Dunant-Schule, in dem Fußboden, Fenster und ein Teil der Möbel erneuert wurden. Die Schule ist Teil des neuen Lernorts Delrath. Foto: TINTER

Die kommissarische Leiterin Ursula von in einem der sanierten Räume an der Henri-Dunant-Schule, in dem Fußboden, Fenster und ein Teil der Möbel erneuert wurden. Die Schule ist Teil des neuen Lernorts Delrath. Foto: TINTER

Foto: Lewicki-Rehkämper

Uwe Scheler hatte seinen kleinen Vortrag im Betriebsausschuss gerade beendet, da schlug dem Leiter des städtischen Eigenbetriebs schon die erste Kritik-Kanonade entgegen. Abgefeuert wurde sie von Hans-Joachim Woitzik. Der Zentrumspolitiker wollte kaum glauben, was er gerade gehört hatte: Die Bauarbeiten für die Einrichtung des Lernorts Delrath an der Henri-Dunant-Schule und der Kindertagesstätte Gabrielstraße schlagen laut Scheler mit Mehrkosten in Höhe von rund 490 000 Euro zu Buche.

Woitziks Urteil fiel vernichtend aus: "Das ist ein Indiz dafür, dass die Betriebsleitung solche Projekte nicht abwickeln kann", zürnte der Politiker, "das macht mir Angst für die nächsten Projekte, denn es soll in Zukunft ja weitere Lernorte geben." Eine Stadt im Haushaltssicherungskonzept könne sich eine solche Kostensteigerung nicht leisten. Woitzik: "Das geht gar nicht. Ich habe kein Verständnis für die Verwaltung. Die Prioritäten bei der Stadt liegen leider nicht auf dem Kostenbereich." Ein externer Projektsteuerer sei sinnvoll gewesen. Auch die Bewertung von Hans-Georg Döring, sachkundiger Bürger der FDP, geriet nicht gerade schmeichelhaft für Verwaltung und Eigenbetrieb: "Ich bin von der Verteuerung nicht überrascht. Es hapert bei der Stadt einfach manchmal an der Kostenschätzung."

Scheler verteidigte sich: Die Verteuerung habe mehrere Ursachen und sei auf unvermeidliche Arbeiten zurückzuführen, die vorher nicht absehbar gewesen seien. Ein Beispiel: Die Schadstoffsanierung habe in viel größerem Umfang erledigt werden müssen als erwartet. "Wir haben unter anderem in Decken und Wänden künstliche Mineralfasern entdeckt", erläuterte Scheler. Dabei habe auch ein Wasserschaden eine negative Rolle gespielt. Zudem seien zusätzliche Vorschläge von Eltern und Pädagogen beim Umbau berücksichtigt worden, die ebenfalls zu Mehrkosten geführt hätten.

"Wer hat das genehmigt?" wollte Woitzik daraufhin wissen. Er könne sich nicht an Ausschussbeschlüsse erinnern, die dies autorisiert hätten. Martin Seewald (CDU) fragte nach einem Schadstoffkataster, in dem belastete Gebäude aufgeführt sind. Das gebe es zwar, sagte Scheler: "Aber wir mussten in Delrath Leistungen ausführen, die ursprünglich nicht Teil des Sanierungsplanes waren." Und: Nicht immer könne man Schadstoffbelastungen feststellen, ohne dafür Wände oder Ähnliches zu beschädigen oder gar zu zerstören.

Trotz des Ärgers gab es auch Zuspruch für Scheler. Birgit Burdag (SPD) lobte die Arbeit der Verwaltung und verwies wie ihr Parteikollege Carsten Müller auf die begrüßenswerte Weiterentwicklung des pädagogischen Konzeptes. Die Summe von 490 000 Euro zusätzlich an sich sei allerdings "erschreckend", urteilte Müller. Martin Seewald berichtete, die Leiterinnen von Grundschule, Kindergarten und Offener Ganztagsschule am künftigen Lernort Delrath hätten sich sehr zufrieden über das Ergebnis der Baumaßnahmen geäußert.

Ergebnis der Debatte: Seitens der Verwaltung wurde zugesagt, dass die Politiker künftig frühzeitig und detaillierter informiert werden, wenn es bei Bauprojekten zu erheblichen Abweichungen von den vorliegenden Kostenplänen kommt.

(NGZ)
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