Dormagen Mehr Wald und Wasser in Dormagen

Dormagen · In den vergangenen zehn Jahren gab es eine Zunahme bei den Wald- und Wasserflächen. Aber Naturschützer und Landwirte sehen auch bedenkliche Entwicklungen und warnen vor einer Zersiedelung.

 Mehr als zehn Quadratkilometer Waldfläche - wie hier in Knechtsteden - gibt es in Dormagen.

Mehr als zehn Quadratkilometer Waldfläche - wie hier in Knechtsteden - gibt es in Dormagen.

Foto: Scheuss

Wer an diesen sommerlichen Tagen schöne Stunden am Straberg-Nievenheimer See verbringt, dessen Blick fällt unwillkürlich nicht nur auf die glatte Wasserfläche des "Strabi", sondern auch auf die dahinter liegenden Silhouetten von Baggern und anderen schweren Gerätschaften. In diesem, noch industriellen Teil der Seenplatte wird kräftig ausgekiest. Und dass noch für Jahrzehnte. Gleichwohl haben diese Seen den Effekt, dass die Wasserfläche in Dormagen insgesamt wächst: In den vergangenen zehn Jahren um fast 14 Prozent auf insgesamt 4,3 Quadratkilometermeter. Damit ist Dormagen fast spitze, nur das ungleich größere Neuss liegt mit 4,5 Quadratkilometer davor. Aber nicht nur beiden Wasserflächen kann Dormagen punkten, die Statistiker des Landesamtes IT.NRW weisen für die Stadt bei der Waldfläche ein Plus von 2,8 Prozent seit 2006 aus. Waldreicher ist es im Rhein-Kreis Neuss nur in Grevenbroich in absoluter Fläche, gemessen an der Gesamtfläche der Städte hat Dormagen mit 12,6 Prozent (Grevenbroich: 11,5 Prozent) die Nase vorn.

Mit natürlichen Gewässern ist Dormagen nicht verwöhnt. Die Stadt liegt am Rhein, da gibt es im Nordwesten noch den Norfbach, vor Jahren versiegte der Pletschbach im Bereich von Delhoven. Bei den Baggerseen sieht das völlig anders aus: Strabi, Goldberger- und Balgheimer See, Martinsee. "Sie haben eine wichtige Funktion", sagt Manfred Zingsheim aus dem Umweltamt der Stadt, "dort kann sich nach Beendigung der Auskiesung die Natur entwickeln. Sie tragen sicherlich zum Mikroklima bei." Immerhin: Innerhalb von zehn Jahren sind 526.000 Quadratmeter Wasserfläche hinzugekommen. Geht es um die Nutzung, so hat die Stadt, findet Zingsheim, "einen guten Mix zwischen Naturschutz und den Bedürfnissen der Menschen nach Freizeitnutzung gefunden". Der "Strabi" ist das beste Beispiel für die Entwicklung von einer Kiesgrube hin zu einem attraktiven Freizeitareal. Eine teilweise öffentliche Nutzung gib es auch für den Goldberger See an der L 380, der von Tauchern und Anglern gerne besucht wird. Das ist beim Balgheimer See und Martinsee anders, die laut Zingsheim der Natur überlassen bleiben.

Ein Viertel der gesamten Waldfläche des Rhein-Kreises liegt auf Dormagener Boden. Das ist beachtlich, aber die Basisdaten bewegen sich auf sehr bescheidenem Niveau. Ein Vergleich: Der Rhein-Kreis weist 42,4 Quadratkilometer Waldfläche auf, der in etwa gleich große Kreis Viersen 108 Quadratkilometer. Die Steigerung in Dormagen um 2,8 Prozent ist den diversen Aufforstungen zu verdanken. Mit "gemischten Gefühlen" sehen die Naturschützer diese Entwicklung.

Josef Mauth, Mitglied der Kreisgruppe des NABU, sagt: "Wir brauchen nicht mehr Wald, sondern mehr offene Flächen für Tiere und Pflanzen." Rebhühner, Wachteln oder Kiebize seien schon fast verschwunden. Ein großes Problem sei auch, "dass es "zu wenige miteinander verbundene Biotope gibt".

In der Stadt können auch die Landwirte vergleichsweise zufrieden sein. Vielfach beklagen sie einen "Flächenfraß" durch Straßenbau, Gewerbeansiedlungen und die Umwidmung von Böden für das Ökokonto. Sind von 2006 bis heute im Rhein-Kreis fast zehn Prozent landwirtschaftliche Böden verloren gegangen, so waren es in Dormagen lediglich 2,3 Prozent.

Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt sagt, dass der Tagebau im Bereich Jüchen die Landwirtschaft riesige Flächen kostete und dem Rhein-Kreis Neuss insgesamt den hohen Verlust bringt. Wappenschmidt: "Klar ist dennoch, dass der Flächenverbrauch zu groß ist. Die Forderungen der Kommunen nach mehr Wohnbau- und Gewerbeflächen geht zu Lasten der Landwirtschaft. Aber dort brauchen wir gewisse Betriebsgrößen und Flächen für eine wirtschaftliche Produktion."

(schum)
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