Dormagen Mönch aus Israel lebt als Praktikant in St. Michael

Dormagen · Drei Monate verbringt Bruder Josef San Torcuato als Praktikant in St. Michael - er hospitiert in der Horremer Schule und in der Pfarre.

Rund 60 Gemeindemitglieder haben in den vergangenen Jahren Israel-Erfahrung gemacht. "Das bedeutet eine besondere, eine noch bessere Sicht auf das Heilige Land, wo unsere Religion entstanden ist", sagt Pfarrer Peter Stelten. In der katholischen Pfarre St. Michael Dormagen-Süd gibt es jetzt die Chance, vom Leben in Israel aus erster Hand zu erfahren: Der Benediktinermönch Bruder Josef San Torcuato aus der Dormitio-Abtei in Jerusalem verbringt die ersten drei Monate des Jahres als Praktikant in St. Michael. "Ich bin hier sehr willkommen geheißen worden", sagt der 44-Jährige, der in der Christoph-Rensing-Grundschule in Horrem hospitiert und das Leben in einer Gemeinde und ihre Verwaltung näher kennen lernen will.

 Bruder Josef in der Abteikirche des Klosters in Israel.

Bruder Josef in der Abteikirche des Klosters in Israel.

Foto: Dormitio

Denn obwohl er aus Düsseldorf stammt, hat Bruder Josef San Torcuato "das eigentliche Gemeindeleben nie erfahren". Nach dem Abitur und einem Freiwilligen Sozialen Jahr in der Altenpflege wurde er zum Krankenpfleger ausgebildet, bevor er ins Kloster ging. Nach der ersten Station in der Abtei Mariawald entstand über einen benediktiner in Meschede der Kontakt zu Abt Benedikt in Jerusalem, wo Bruder Josef seit 1998 lebt.

Nun möchte Bruder Josef San Torcuato Priester werden, weswegen er seit September 2014 freigestellt ist und sein Theologiestudium am Seminar in Lantershofen vorantreibt. Er macht in Absprache mit dem Kölner Erzbischof sein verpflichtendes Praktikum in St. Michael, wo Pfarrer Stelten sein Mentor ist. Seit Jahren unterstützt Stelten in seinem Urlaub die Mönche im Kloster Dormitio. Für März 2017 ist eine weitere Israel-Pilgerreise der Gemeinde geplant, der Infoabend dazu ist am 12. Februar.

 Die Dormitio-Abtei liegt in Jerusalem in Israel.

Die Dormitio-Abtei liegt in Jerusalem in Israel.

Foto: Dormitio

An der Christoph-Rensing-Schule seien die ersten Stunden "berührend" gewesen, wie Bruder Josef berichtet: "Ich bin beeindruckt von der Willkommenskultur und den aufgeschlossenen Menschen." Für den 44-Jährigen ist wichtig, die kirchliche und gesellschaftliche Wirklichkeit zu erfahren: "Das Leben in der Gemeinde ist Neuland für mich, im Kloster sind wir von den Alltagsdingen doch recht abgeschottet", erklärt Bruder Josef. Um so interessanter sind für ihn die Begegnungen in Dormagen und Horrem. Neben den Unterrichtsstunden wird er auch die Gemeindeverwaltung im Pfarrbüro und Pfarrhaus kennenlernen sowie an Ehe-, Tauf- und Beerdigungsgespräche n teilnehmen. "Bei uns in der großen Pfarre gibt es entsprechende Möglichkeiten, die ganze Bandbreite der Seelsorge, der Verkündigung und des Gemeindelebens zu erfahren", betont Pfarrer Stelten, für den auch Kindertagesstätten und Schulen "Orte geistlichen Lebens" sind.

In Israel fühlt sich Bruder Josef zwar trotz der angespannten politischen Lage "generell sicher", allerdings gab es auch auf das Benediktiner-Kloster in Tabgha am See Genezareth einen Brandanschlag im Sommer. "Das hat uns noch mehr vor Augen geführt, dass es komplette Sicherheit nicht gibt", sagt er: "Wir nehmen das permanente Gefühl von Unsicherheit wahr, dass Menschen anderen Menschen Leid antun wollen." Hinzu komme die Situation als "Minderheit der Minderheit der Minderheit": zwei Prozent Christen im Heiligen Land, dazu Nicht-Israelis und Klosterbrüder: "Dennoch möchte ich dort leben."

(NGZ)
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