Dormagen Morsen ist fast wie eine neue Fremdsprache

Dormagen · Der Morsecode wird bei Amateurfunkern wieder zunehmend beliebt, das zeigte sich auch auf dem Funker-Frühjahrstreffen in Ückerath.

 Beim Frühjahrstreffen der Amateurfunker NRW in Ückerath sitzen der Ortsvorsitzende Frank Kessebrock (l.) und der Distrikvorsitzende Georg Westbeld an einem historischen Schiffsfunkgerät von 1957.

Beim Frühjahrstreffen der Amateurfunker NRW in Ückerath sitzen der Ortsvorsitzende Frank Kessebrock (l.) und der Distrikvorsitzende Georg Westbeld an einem historischen Schiffsfunkgerät von 1957.

Foto: Bernd Rosenbaum

Dah dit, dah dah dit, dah dah dit dit. Das ist keine Fingerübung auf der Tastatur, sondern die offizielle Schreibkonvention für Morsecode. Fast 180 Jahre ist es her, dass der US-Amerikaner Samuel Morse 1837 den ersten Testbetrieb mit seinem elektromagnetischen Schreibtelegrafen aufnahm. Der zunächst nur zehn Ziffern umfassende Code wurde ein Jahr später von einem Mitarbeiter Morses um Buchstaben erweitert. Es war die Grundsteinlegung für die moderne Funkkommunikation.

"Heute wird der Morsecode wieder zunehmend beliebter", sagt Georg Westbeld. Seit 2007 ist er Vorsitzender des Distriktes Köln-Aachen des Deutschen Amateur Radio Clubs (DARC). Am Samstag trafen sich rund 40 Club-Mitglieder aus ganz NRW in der Gaststätte "Manes am Bösch" in Ückerath, um sich auf Einladung des Dormagener DARC-Otsvereins Golf 21 auch über Technik-Entwicklungen auszutauschen.

Was den Morsecode heute noch - in Zeiten hoch technisierter und computergesteuerter Funksysteme - so interessant macht, ist seine Einfachheit, ist Walter Simons überzeugt. So benötige man für eine Morsecode-Übertragung lediglich eine Funkbandbreite von zehn Hertz und eine Sendeleistung von nur zehn Watt, während eine Sprachnachricht allein 1300 Hertz Bandbreite verschlinge, weiß der stellvertretende Dormagener Ortsvorsitzende. Das Erlernen des Morsecode sei wie die Aneignung einer neuen Fremdsprache. Man müsse immer "am Ball bleiben" und üben.

Golf 21 betreibt für seine 28 Mitglieder fünf Relais-Stationen. Unter anderem auf der Gesamtschule in Nievenheim und auf zwei Getreidesilos. Damit könne man nicht nur in die Region funken, sondern in die ganze Welt. Dabei nutzen die Amateurfunker allerdings längst nicht mehr nur den Äther. Stattdessen übertragen die Relaisstationen die aufgefangenen Signale ins Internet und schicken sie darüber beispielsweise nach Australien, wo sie von dortigen Relaisstationen wieder in Funkwellen übersetzt und von Hobbyfunkern aufgefangen werden können.

Rund 1900 Mitglieder zählt der Distrikt Köln-Aachen, bundesweit sind es etwa 37.000, die dem Funkerhobby frönen. Funken sei eine "technische Spielwiese", so Georg Westbeld, auf der sich die Mitglieder austoben. Dazu sei schon eine gewisse Technik-Affinität notwendig. Die müsse allerdings nicht nur auf schaltelektronischem Gebiet liegen, sondern könne auch in den Bereichen Computertechnik oder Software-Programmierung vorhanden sein.

Und obwohl es nicht viel Vorwissen brauche, um im Klub aktiv zu werden, leide der Verein wie so viele andere auch unter der demografischen Überalterung, berichtet der Distriktvorsitzende. Jedes Jahr verliere der Club bundesweit rund 1000 Mitglieder. Ein erst kürzlich neu gegründetes Referat "Innovation und Zukunft" soll diesem Trend entgegenwirken und neue Interessenten gewinnen. Ob das in der für den Verein relevanten Alterszielgruppe von 25 bis 90 allerdings gelingt, muss sich erst noch zeigen.

(NGZ)
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