Dormagen Neue Chor-Leiterin ist offen für Ideen

Dormagen · Die 27-jährige Studentin Lisa Meier steht seit Jahresanfang dem Jugendensemble im Chorhaus von St. Michael vor.

Zuerst hat sie zwei Jahre Jazz und Popgesang studiert. Dann merkte Lisa Meier, dass ihr etwas fehlt - "die Arbeit mit Menschen kommt dabei gar nicht vor". Sie sattelte um auf Lehramt, gab Gesangsunterricht und kam zur Arbeit mit Chören. "Das kann ich, und das macht mir Spaß", sagt die 27-Jährige selbstbewusst. Über ihren Kommilitonen Felix Schirmer fand sie nach Dormagen, wo sie seit dem 1. Januar offiziell den Jugendchor im Chorhaus St. Michael leitet.

Meier "beerbt" an dieser Stelle Schirmer, der ein Masterstudium in Pop- und Jazzchorleitung am Jyske Musikkonservatorium im dänischen Aalborg begonnen hat. So neu ist die Neue aber gar nicht: Im vergangenen Jahr leiteten beide schon gemeinsame Workshops im Chorhaus. Ihre künstlerischen Konzepte ähneln sich, weswegen der Leitungswechsel für den Jugendchor keinen Richtungswechsel, sondern die Weiterentwicklung bereits vorhandener Ansätze bedeutet. "Ich denke, dass ich hier an viele Punkte anknüpfen kann", sagt Meier. Die gezielte Stimmbildung zum Beispiel und das Voicepainting, eine Technik der Improvisation abseits von Noten, "die zum Denken anregt, damit ich verstehe, was singe ich eigentlich". Die Sänger reagieren dabei spontan auf Handzeichen des Chorleiters.

Sie finde in Dormagen Jugendliche, die sich neben den Chorproben kreativ und aktiv einbringen,"super Grundlagen für die Zusammenarbeit", lobt Meier. "Ganz wesentlich ist, dass die Ideen der Jugendlichen auch weiter im Fokus bleiben", umreißt die gebürtige Bonnerin ihren pädagogischen Ansatz. Dazu passt, dass das Programm für das nächste Konzert sich maßgeblich aus den Ideen der Sänger speist. Auch den Titel "W(orte) und Begegnungen" haben sich die Jugendlichen ausgedacht. Der Titel des Programms sei inspiriert vom aktuellen Thema Zuwanderung und von der Frage, wie man anderen Kulturen begegnet. "Wir fragen uns, was wollen wir eigentlich vermitteln als Chor, der an die Gemeinde angebunden ist?", so Meier. Geplant ist für den 1. Juli nicht nur ein Konzert mit weltlichen, internationalen Stücken am Abend in der Pfarrkirche St. Michael. Bereits tagsüber werden die jungen Sänger spontane Auftritte in der Stadt haben, die mitgeschnitten und für das Konzert am Abend als Film aufbereitet werden. Im Chorhaus St. Michael ist man offen für solche Ideen. Die Pfarrgemeinde begleitet zudem mit Angeboten für junge Menschen, sich mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen. Blickt man auf den Jugendchor, zu dem knapp 40 junge Männer und Frauen gehören, geht das Konzept offensichtlich auf: "Oft gibt es in dieser Altersstruktur eine Kluft, weil der Übergang vom Kinderchor nicht gelingt und sich die Leute dann erst wieder ab 30 für das Singen im Chor interessieren." Meier freut sich auf ihre Zeit in Dormagen, die mindestens bis zu ihrem Studienabschluss Ende 2018 dauern soll. In dieser Zeit steht ihr David Mertin als musikalischer Leiter zur Seite. Und Felix Schirmer wird von Dänemark aus konzeptionell und während der Konzertphasen unterstützen.

(NGZ)
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