Dormagen Nikolaus setzt auf Dampflok statt Rentier

Dormagen · Statt mit dem "Polar-Epress" treten die Kinder bei den Nikolaus-Fahrten des Feldbahnmuseums die Reise mit einer über 70 Jahre alten, frisch restaurierten Dampflok an. Peter Riedel beschert die Kinder und klärt auch über den Nikolaus auf.

 Peter Riedel vertritt den Heiligen Mann bei den Nikolausfahrten im Feldbahnmuseum Oekoven. Die Dampflok aus dem Jahr 1946 wurde aufwendig restauriert - in sechsjähriger Arbeit.

Peter Riedel vertritt den Heiligen Mann bei den Nikolausfahrten im Feldbahnmuseum Oekoven. Die Dampflok aus dem Jahr 1946 wurde aufwendig restauriert - in sechsjähriger Arbeit.

Foto: LINDA HAMMER

Erst waren es kleine Schäden, dann sind es ein paar mehr geworden, und die Reparatur hat gedauert: Sechs Jahre brauchten Marcus Mandelartz und seine Mitstreiter vom Feldbahnmuseum in Oekoven am Ende, um die dreiachsige Dampflok HF 130 C aus dem Jahr 1946 wieder in Schuss zu bringen. Am Vorabend der ersten Nikolausfahrt dieses Jahres war die Lokomotive einsatzbereit. Abgesehen von unzähligen Arbeitsstunden "mussten wir insgesamt 15 000 Euro investieren", sagt Museumschef Marcus Mandelartz, der mit seiner Frau Ute auf dem weitläufigen Gelände wohnt.

Die seit gut 15 Jahren angebotenen Nikolausfahrten sind die im doppelten Sinne des Wortes zugkräftigsten Veranstaltungen, die es gemeindeweit in der Vorweihnachtszeit gibt: Auch diesmal kamen mehr als 2000 Fahrgäste, darunter viele Kinder.

Anders als in dem 2004 erschienen Film "Polar-Express" führte deren Reise allerdings nicht ins Weihnachtsland am Nordpol, sondern zur 800 Meter entfernten Station "An der Lohe". Auch was den "pädagogischen Ansatz" betrifft, unterscheiden sich die Nikolausfahrten von dem Animationsfilm, in dem Oscar-Preisträger Tom Hanks dank der virtuos eingesetzten Computertechnik gleich mehrere Hauptrollen spielt.

Geht es in der Kino-Adaption eines Kinderbuchs unter anderem darum, den ins Wanken geratenen Glauben an den Weihnachtsmann wiederzugewinnen, bleibt Peter Riedel lieber bei der Wahrheit. Seit einem Jahrzehnt ist der Lehrer aus Gladbeck beim Feldbahnmuseum auf die Rolle des Nikolaus abonniert. Während der Fahrten beschert er die Kinder klassisch mit Nüssen, Äpfeln und Mandarinen. Manche verwechseln den Nikolaus mit dem Weihnachtsmann, was zumindest bei älteren Kindern leicht mit dem Hinweis aufzuklären ist, dass Ersterer das Original ist und bei aller Legendenbildung wirklich existiert hat, während Letzterer bestenfalls ein mehr oder weniger entfernter "Verwandter" des einstigen Bischofs von Myra ist. Dass Peter Riedel nicht der "echte" Nikolaus ist, fällt ungeachtet der stilechten Kostümierung manchen Kindern auf. Anders als im "Polar-Express" geht es ihm jedoch nicht darum, den erschütterten Kinderglauben zu festigen: "Ich schmücke mich nicht mit fremden Federn und erkläre ihnen dann, dass ich der Stellvertreter des Nikolaus bin", sagt Peter Riedel. "Den Kindern erzähle ich, dass der Nikolaus gelebt hat und was er getan hat."

Bei zum Teil schneidender Kälte erlebte bei den Nikolausfahrten das im Sommer eröffnete "Bistro 600" großen Andrang und bestand die erste große Bewährungsprobe bestens. Mit gut einem Dutzend Helferinnen und Helfern sorgte Ute Mandelartz dafür, dass Kinder und Eltern mit warmen Getränken und einem Imbiss versorgt wurden. Das Bistro kann auch privat gemietet werden. "Ich bin überrascht, wie gut das anläuft", erzählt Marcus Mandelartz erfreut.

(S.M.)
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